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BDEW zur Weltwasserwoche 2018

Hitze- und Dürreperiode: Wasserwirtschaft fordert Unterstützung für Infrastruktur und ökologisch nachhaltige Strategie für Landwirtschaft

Sorgsamer Umgang mit Wasserressourcen: Wasser-Fußabdruck bedeutender als Wasserverbrauch vor Ort

„Die Wasserwirtschaft hat die Dürreperiode der vergangenen Monate sehr gut gemeistert. Anhaltende Hitzeperioden wie im Sommer 2018 werden künftig regional und temporär die Nachfrage nach Wasser steigen lassen und damit das Leitungssystem an Spitzentagen zusätzlich belasten. Andererseits erfordern Starkregenfälle wie im Sommer 2016, die in Zukunft voraussichtlich häufiger auftreten werden, den Bau neuer Regenrückhaltebecken und die Einrichtung weiterer Versickerungsflächen durch Gemeinden und Abwasserentsorger“, sagte Martin Weyand, Hauptgeschäftsführer Wasser/Abwasser, heute in Berlin.

Folgende Punkte seien aus wasserwirtschaftlicher Perspektive besonders wichtig, um den künftigen Herausforderungen begegnen zu können:

1.    Die Infrastruktur muss im Einzelfall überprüft werden: Die Bundesländer sollten dort, wo infrastrukturelle Engpässe bestehen, Investitionshilfen auf die Agenda der Landesentwicklung setzen, (z. B. für Anbindung an ein Verbundsystem, Leitungsbau, Brunnenbauvorhaben)

2.    In der Landwirtschaft kommt künftig effizienten Beregnungskonzepten eine höhere Bedeutung zu: Statt Sprinkleranlagen sollte zum Beispiel die Technik der Tröpfchenbewässerung eingesetzt werden. Internationale best-practice-Lösungen sollten analysiert und auch in Deutschland zum Einsatz kommen. Es muss eine ökologisch verträgliche Strategie der Wasserbereitstellung gewährleistet werden, die die Übernutzung der Grundwasserressourcen verhindert. Die öffentliche Trinkwasserversorgung der Bevölkerung muss hier Vorrang haben. Es darf nicht zu Verhältnissen kommen wie zum Beispiel in Südspanien mit einer Übernutzung der Grundwasserleiter und Flüsse. Es geht zudem um eine ökologisch verträglichere Landwirtschaft, die robuster ist gegen Hitze: Andere Sorten, andere Fruchtfolgen, weniger wasserintensive Pflanzen.

3.    Die Grundwasserqualität muss mit Blick auf zum Teil zunehmende Belastungen beispielsweise durch Nitrateinträge gesichert werden: Je weniger Wasserressourcen verschmutzt werden, desto mehr Grundwasser steht zur Verfügung.

„Außerdem werden Starkregenereignisse voraussichtlich zunehmen. Darauf muss auch die Städtebaupolitik reagieren: Es müssen zum Beispiel Versickerungsflächen geschaffen werden, damit das Wasser nicht einfach in die Kanäle abfließt, sondern dezentral in den Boden sickert oder durch Pflanzen aufgenommen wird. Beispiele hierfür sind die Schaffung von Angerflächen oder die Begrünung von Dächern und Fassaden. ", so Weyand.

Das Wasserdargebot in Deutschland sei grundsätzlich ausreichend. Dies habe auch die vergangene Hitzeperiode gezeigt. „Wassersparen im Bereich der öffentlichen Wasserversorgung hat eine Grenze erreicht; weiteres Wassersparen führt zu hygienisch und ökologisch unerwünschten Effekten. Wer sich im Hinblick auf die Wasserhaushalte nachhaltig verhalten will, kann dies beispielsweise durch bewussten Konsum tun; das Konzept des virtuellen Wassers liefert hierfür Anhaltspunkte.“

Konzept des „virtuellen Wassers“

Als virtuelles Wasser wird jenes Wasser bezeichnet, das zur Erzeugung eines Produkts aufgewandt wird. So sind für die Herstellung einer Tasse Espresso beispielsweise 50 Liter Wasser erforderlich. Zieht man die Bilanz des virtuellen Wassers, verbraucht jeder Deutsche pro Tag über 4000 Liter Wasser. Im Verhältnis hierzu fällt der Pro-Kopf-Gebrauch von 123 Litern pro Tag gering aus.

Das Konzept des virtuellen Wassers zielt auf einen sparsameren Wassergebrauch ab. Insbesondere wollen dessen Urheber damit verdeutlichen, dass wasserintensive und exportorientierte Formen der Landwirtschaft in Trockenregionen der Erde ökologisch unsinnig und wirtschaftlich vergleichsweise unrentabel ist. Das Modell des virtuellen Wassers erlaubt es auch, den internationalen Transfer von in Produkten gebundenem Wasser darzustellen: Deutschland exportiert virtuelles Wasser in Form von Industriegütern und importiert virtuelles Wasser in Form von Agrarprodukten. Das Konzept des virtuellen Wassers erlaubt einen ganzheitlichen Ansatz: Der Verbraucher kann nachvollziehen, dass er durch bewussten Konsum von Lebensmitteln, Textilien, Verbrauchs- und Investitionsgütern mehr Einfluss auf die Wasserhaushalte der Welt hat, als durch das Bedienen der Spül-Stopp-Taste in seinem Bad.

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