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Wind fürs Werk

Wird aus „EEG“ nun „PPA“? Zumindest könnten sogenannte Power Purchase Agreements künftig ein interessantes Finanzierungsinstrument werden. Lieferanten und Abnehmer sammeln erste Erfahrungen.

Elektromobilität ergibt nur dann Sinn, wenn dafür Strom aus regenerativen Quellen fließt – im BMW-Werk Leipzig hat man diesem Argument eine zweite Lesart hinzugefügt. Denn der Strom, mit dem hier die Elektromodelle i3 und i8 produziert werden, entsteht im Windpark gleich nebenan. Über ein sogenanntes Power Purchase Agreement (PPA) ist der Autobauer direkter Kunde des Windparkbetreibers wpd. Die Rotoren der insgesamt vier 2,5-Megawatt-Anlagen drehen sich eigens für die örtliche Fahrzeugproduktion.

Während BMW und wpd bereits seit 2013 kooperieren, wächst das öffentliche Interesse am Konzept der PPA hierzulande gerade erst: Wenn zum neuen Jahrzehnt die EEG-Förderung für rund 6.000 Windanlagen ausläuft, könnte diese Form der Direktvermarktung zur Alternative werden. Betreiber älterer Anlagen könnten damit weiterhin auf stabile Erlöse zählen. Neulinge im Energiemarkt genießen durch die garantierte Stromabnahme zudem höhere Kreditwürdigkeit, was die Finanzierungskosten verringert. Auch Abnehmern des grünen Stroms eröffnen PPA solide Planungshorizonte – bis zu 20 Jahre, in denen sie erneuerbaren Strom ohne die Gefahr von Preissprüngen beziehen können. Gesetzlich sind PPA erlaubt: Das EEG sieht Direktvermarktung vor. Doch aktuell ist das bestehende Auktionsmodell wirtschaftlich noch attraktiver. Nachdem es unmittelbar nach seiner Einführung 2017 die Preise für Windstrom abstürzen ließ, erholten diese sich wieder; Anfang Februar betrug der durchschnittliche Zuschlagswert 6,11 Cent pro Kilowattstunde.

Die Beratungsgesellschaft Energy Brainpool geht davon aus, dass sich bis 2020 im Feld der PPA wenige Vorreiter ausprobieren werden. Stiegen danach die Marktpreise, werde Anlagenzubau durch sinkende Stromgestehungskosten wahrscheinlich. PPA würden, so Fabian Huneke von der Beratungsgesellschaft, „realistisch, sobald die Erlöse aus dem Strommarkt höher sind als die gesamten Gestehungskosten“. Das prognostiziert er für den Zeitraum zwischen 2021 und 2025.

Andere Länder sind weiter: Laut einer aktuellen Marktanalyse von Energy Brainpool spielen PPA in der europäischen Windkraft bisher vor allem in Skandinavien, den Niederlanden und Italien eine Rolle. Auch sind sie in Großbritannien im Offshore-Bereich sowie in Spanien bei der Solarenergie verbreitet. Zum einen sind PPA dort interessant, wo Unternehmen Grünstromquoten erfüllen müssen. Zum anderen dort, wo sie Steuererleichterungen für Investitionen in Erneuerbare erhalten.

„In einigen Ländern haben die Unternehmen die Vorteile für sich schon gut erkannt“, sagt Dr. Klaus Meier, Aufsichtsratsvorsitzender bei wpd. Bereits seit 2005 hat der Betreiber im Ausland PPA aufgesetzt und begleitet. Meier blickt optimistisch auf den Heimatmarkt: „Wir bekommen auch in Deutschland noch einen richtigen Run – wahrscheinlich sogar einen Nachfrageüberhang.“ Ein Gesichtspunkt, aus dem die Nutzung Erneuerbarer Energien auch hier für Unternehmen Sinn ergebe, sei das Marketing: Das Automobilwerk in Leipzig etwa ist schon von Weitem zu erkennen – an vier Windenergieanlagen.

Text / Leonore Falk
 

 

White Paper von Energy Brainpool

Das White Paper „Power Purchase Agreements: Finanzierungsmodell von Erneuerbaren Energien“ ist hier zu finden.

 

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