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"Zur zukunftsfähigen Mobilität gehört mehr als ein Parkplatz"

 

Snezana Michaelis ist Vorstandsmitglied des Berliner Wohnungs­unternehmens Gewobag. Wie verändert die E-Mobilität ihr Geschäft?

 

Frau Michaelis, was bedeutet es für Ihr Unternehmen, wenn die Zahl der Elektroautos bis 2022 auf eine Mil­lion steigt?

— Wir verfolgen diese Trends und Entwicklungen ganz genau und sehen, dass die Energiewende und die Digitalisierung im Verkehrssektor angekommen sind. Die wachsende Anzahl elektrisch angetriebener Autos stellt neue Anforderungen an die Infrastruktur der Stadt und unserer Bestände. Damit Elektromobilität funktioniert, sind hohe Investitionen notwendig. Fest steht auch: Elektromobilität allein löst nicht die Verkehrspro­bleme Berlins und anderer deutscher Städte. Die Gewobag nähert sich dem Thema Mobilität daher aus einer anderer Richtung, und zwar: Wie gelingt es uns, unseren Mieterinnen und Mietern so gute Alternativen anzubieten, dass sie nicht mehr auf das eigene Auto angewiesen sind? Wie gewährleisten wir eine bedarfsgerechte und günstige Fortbewegung in der Stadt?

Was ist dabei das Ziel?

— Unser Ziel ist die Gestaltung von intelligenten, umwelt- und sozialverträglichen Mobilitätsangeboten in unseren Quartieren! Zukunftsfähige Mobilität heißt für uns, dass wir Mobilität nicht auf das Vorhandensein eines Parkplatzes reduzieren. Insbesondere bei Nachverdichtungen und neu konzipierten Quartiersentwicklungen bieten sich Chancen, innovative Angebote zu entwickeln, die unsere Mieterinnen und Mieter zukünftig als Ergänzung oder Alternative zum privaten Pkw nutzen können.  Der nächste Meilenstein ist zum Beispiel die Eröffnung von Mobilitätshubs auf unseren Grundstücken. In Kooperation mit der BVG, den Berliner Verkehrsbetrieben, werden dort Sharing-Fahrzeuge – Autos, Fahrräder, E-Roller – angeboten und mit dem ÖPNV verknüpft.

Fragen Mieterinnen und Mieter nach Lösungen wie Wallboxen?

— Die Anfragen mehren sich. Im Zuge der Bauarbeiten für die Mobilitätshubs werden wir weitere Stellplätze elektrifizieren, um Lademöglichkeiten anzubieten. Im Neubau treffen wir infrastrukturelle Vorkehrungen, um Parkplätze nach Bedarf nach und nach elektrifizieren zu können und führen bezogen auf unsere Bestände Gespräche mit den örtlichen Verteilnetzbetreibern.

Wie refinanzieren Sie die E-Mobilitäts-Mehrkosten?

— In Förderprojekten wie MEISTER oder MoveUrban, bei denen die Gewobag Partner ist, beschäftigen wir uns damit, wie wir Elektromobilität durch kombinierte Geschäftsmodelle wirtschaftlicher gestalten können. Durch Einsparungen und ein besseres Management von Parkraum lässt sich gegebenenfalls die Wirtschaftlichkeitslücke bei der Ladeinfrastruktur schließen.

Wie sehen Sie das Zusammenspiel zwischen Immobilienwirtschaft und Energiebranche?

— Dieses Zusammenspiel bildet eine starke Grundlage für die Förderung der Elektromobilität. Ein wichtiger Treiber und Motivator ist hier die Möglichkeit, Sektorkopplung zu betreiben. Die Kombination aus innovativen Energiekonzepten in Zusammenarbeit mit einem Energieversorgungsunternehmen und der Integration von intelligenter, steuerbarer Ladeinfrastruktur macht die Elektromobilität agil und smart.

Welche Wünsche haben Sie in puncto Elektromobilität in Richtung Politik?

— Wir wünschen uns investive und über KMU hinausreichende Förderprogramme, die den Ausbau der notwendigen Infrastruktur unterstützen, wie zum Beispiel zusätzliche Hausanschlüsse, Leitungstrassen und modular erweiterbare Schienenleitsysteme. Alle Elektroautofahrer einschließlich unserer Mieterinnen und Mieter sollten die gesamte öffentliche Ladeinfrastruktur spontan und mittels eines Zugangsmediums nutzen können.

Interview: Christiane Waas

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Foto: Tina Merkau

Snezana Michaelis

Die studierte Bauingenieurin ist seit 2014 Vorstandsmitglied der Gewobag Wohnungsbau-Aktiengesellschaft Berlin. Mit rund 60.200 Wohnungen zählt die Gewobag zu den größten Immobilienunternehmen bundesweit. Die Tochtergesellschaft Gewobag ED Energie- und Dienstleistungs­gesellschaft mbH geht neue Wege für den Umwelt-und Klimaschutz.

 

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