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Wissenswertes zur Medikamenten-Entsorgung

Nur 15 Prozent der Verbraucher entsorgen laut der Studie ihre Medikamente immer richtig.

Medikamentenkonsum steigt

Unsere Lebenserwartung ist heute höher denn je. Die moderne Medizin kommt allen zugute. Zugleich haben sich unsere Lebensverhältnisse verändert: Wir sitzen viel und bewegen uns wenig, Arztbesuche und Medikamenteneinnahme werden häufiger. Das hat auch Folgen, die nicht offensichtlich und deshalb vielen Menschen nicht bewusst sind.

Eine aktuelle Studie zeigt: Knapp der Hälfte der Deutschen ist nicht bekannt, dass allein schon durch die Einnahme von Medikamenten Arzneimittelwirkstoffe über die Toilette in den Wasserkreislauf gelangen. Zudem werfen viele Menschen nicht genutzte oder abgelaufene Medikamente in die Toilette oder Spüle. Sie wissen nicht, dass sie Medikamente am besten über den Hausmüll entsorgen.  Nur 15 Prozent der Verbraucher entsorgen laut der Studie ihre Medikamente immer richtig. Da heute der gesamte Restmüll verbrannt und nicht mehr auf Deponien gelagert wird, ist die vollständige Zerstörung der Wirkstoffe sichergestellt.

Umfrage: Arten der Medikamenten-Entsorgung

Keine Gesundheitsgefährdung

So gelangen in Deutschland täglich mehrere Tonnen Medikamente in die Kanalisation. Viele Medikamente sind jedoch oft gar nicht oder nur sehr langsam biologisch abbaubar. Auch der menschliche Körper nimmt nur einen Teil der Wirkstoffe auf. Neben den nicht zu vermeidenden menschlichen Ausscheidungen nach der Einnahme von Medikamenten spielt die unsachgemäße Entsorgung die wichtigste Rolle bei der Belastung unseres Abwassers. Einige Wirkstoffe von Medikamenten wurden in den letzten Jahren in Oberflächengewässern wie Bächen, Flüssen oder Seen festgestellt. Die Kläranlagen in Deutschland sind technisch hervorragend ausgerüstet. Allerdings können sie nicht alle Inhaltsstoffe von Medikamenten aus dem Abwasser filtern. Die dafür notwendige Nachrüstung der Anlagen wäre sehr aufwendig und sehr teuer. Eine Gesundheitsgefährdung durch Arzneimittel im Trinkwasser kann nach heutigem Kenntnisstand ausgeschlossen werden. Damit das auch in Zukunft so bleibt, sollten wir gemeinsam das Möglichste tun, um die Belastung des Wasserkreislaufs so gering wie möglich zu halten.

 Etwa 3.000 unterschiedliche Wirkstoffe in mehr als 9.000 Präparaten sind allein in Deutschland im medizinischen Bereich zugelassen. Derzeit werden jährlich schätzungsweise 30.000 Tonnen Arzneimittel umgesetzt. Rund 1.500 Stoffe davon sind relevant für unsere Umwelt. Beispiele sind das Schmerz- und Rheumamittel Diclofenac, das für Epileptiker praktisch unersetzliche Carbamazepin oder die in besonders hoher Dosis einzunehmenden Röntgenkontrastmittel Iopromid und Amidotrizoesäure.

Verfeinerte Messmethoden

Durch die immer weiter verfeinerten Messtechniken können heute selbst kleinste Konzentrationen von Stoffen gemessen werden. Dies war bis vor wenigen Jahren noch undenkbar. Es handelt sich um wenige Nanogramm also Milliardstel Gramm pro Liter. Um die Relation deutlich zu machen: Eine Zuckerkonzentration von einem Nanogramm pro Liter würde man erhalten, wenn man  fünf Würfelzucker im Bodensee auflösen würde.

Um über Trinkwasser die Wirkdosis einer Aspirin-Tablette aufzunehmen, müsste der Mensch fast 7.000 Jahre lang jeden Tag zwei Liter Trinkwasser trinken. Denn: Die Wirkdosis einer Aspirin-Tablette beträgt 500 Milligramm. Wenn überhaupt werden Rückstände von Arzneimitteln im Trinkwasser nur in extrem geringen Konzentrationen im Nanogrammbereich (1 Nanogramm = 1 Milliardstel Gramm) nachgewiesen. Nimmt man also eine Konzentration von 100 ng/Liter (= 100 Milliardstel Gramm/Liter) des Arzneimittels Aspirin an, ergibt sich bei einem durchschnittlichen Trinkwasserkonsum von zwei Litern die Dauer 7.000 Jahren. 

Vorbeugen ist besser als Nachsorge

Vor diesem Hintergrund engagieren sich der BDEW und die Wasserversorgungs-und Abwasserentsorgungsunternehmen für die richtige Entsorgung von Medikamenten im Hausmüll. Denn Vorbeugen ist in jedem Fall besser als Nachsorge: Was nicht in die Toilette und damit in den Wasserkreislauf gelangt, muss später auch nicht mit viel Aufwand und Geld im Klärwerk oder Wasserwerk herausgeholt werden. 

Jeder EINZELNE – Verbraucher und Industrie – kann zur Vorbeugung beitragen, indem er insgesamt kritischer und maßvoller mit Arzneimitteln umgeht und unverbrauchte Tabletten oder flüssige Arzneimittel umweltverträglich im Hausmüll entsorgt.

Und auch Ärzte können einen Beitrag zum Umweltschutz leisten, indem sie darauf achten, angemessene Packungseinheiten zu verschreiben und, wo immer möglich, Mittel wählen, deren Abbauprodukte bei der Abwasserreinigung leichter beseitigt werden können.

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