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Neue Studie zum Markt für Energiedienstleistungen - EVU mit hohem Marktanteil

Der Markt für Energiedienstleistungen hat sich in den vergangenen Jahren deutlich weiterentwickelt. Auf diesem Markt gehören die Energieversorger zu den wichtigsten Playern. Das ist eines der Ergebnisse der Studie "Untersuchung des Marktes für Energiedienstleistungen, Energieaudits und anderer Effizienzmaßnahmen", die von der Bundesstelle für Energieeffizient in Auftrag gegeben und kürzlich veröffentlicht wurde.

Im Jahr 2016 hat die Bundesstelle für Energieeffizienz (BfEE) im Rahmen ihres gesetzlichen Auftrags zur Marktbeobachtung eine umfassende Analyse des Energiedienstleistungsmarktes erstellen lassen. Die umfangreiche Studie analysiert den Dienstleistungsmarkt sowohl aus Anbieter- als auch aus Nachfragesicht. Einige Ergebnisse werden hier in Auszügen wiedergegeben. Das soll jedoch nur als Anregung verstanden werden, sich diese Studie selbst anzusehen. Sie steht auf der Internetseite der BfEE zum Download zur Verfügung.

Contracting

In der Studie wurden sowohl Anbieter als auch Nachfrager von Contracting nach ihren Erfahrungen mit und Erwartungen an Energiedienstleistungen gefragt. Unter anderem schätzt die Studie danach das jährliche Marktvolumen für Contracting auf etwa 7,2 bis 8 Mrd. Euro. Im 2. Nationalen Energieeffizienz-Aktionsplan (NEEAP) im Jahr 2011 war die Bundesregierung noch von einem Marktvolumen von ca. 2,4 Mrd. Euro ausgegangen bei einem jährlichen Wachstum von 10 Prozent. Die Autoren der Studie gehen in ihrer Marktanalyse zudem davon aus, dass etwa 40 Prozent der Energieunternehmen Contracting als Energiedienstleistung anbieten. Umgekehrt sind etwa zwei Drittel aller Anbieter von Contracting Energieversorger.

Bei der Analyse der angebotenen bzw. umgesetzten Contracting-Projekte kommen die Autoren zu dem Schluss, dass etwa 90 Prozent der Anbieter vor allem Energieliefer-Contracting anbieten. Einspar-Contracting ist, anders als noch im NEEAP 2011 erwartet, nur zu einem geringen Teil vertreten. Insgesamt ist der Zuwachs der neu abgeschlossenen Contracting-Verträge nach Aussage der befragten Unternehmen leicht rückläufig, die Marktentwicklung wird dennoch überwiegend als weiterhin positiv beurteilt.

Zielgruppe

Im Rahmen der Studie wurde zudem die Nachfrageseite untersucht. Die wichtigste Zielgruppe für Contractoren ist mit etwa 50 Prozent der abgeschlossenen Verträge die Immobilienwirtschaft. Danach folgen in der Einschätzung der Contractoren Privathaushalte, die öffentliche Hand und sonstiges Gewerbe. Dies bestätigt auch die Befragung der Nachfrageseite, 30 Prozent der befragten Wohnungsunternehmen haben in den letzten 3 Jahren (2014 bis 2015) Energieliefercontracting in Anspruch genommen.

Im Rahmen der Studie wurden auch etwa 1.500 Privathaushalte mit selbstgenutztem Wohneigentum befragt. Drei Viertel der befragten Haushalte hat in den letzten drei Jahren keine Energiedienstleistung in Anspruch genommen. 15 Prozent haben einen Energiebedarfsausweis erstellen lassen und etwa 5 Prozent ein Wärmeliefercontracting abgeschlossen.

Energieberatung

Ein weiterer Schwerpunkt der Studie lag auf den Informationswegen zwischen Nachfragern und Anbietern, also auf der Energieberatung. Auf die Frage, wie sich Wohnungseigentümer über Energieeffizienz informieren, wenn sie bestimmte Maßnahmen umsetzen wollen, gaben zwei Drittel der Befragten Handwerker oder Heizungsbauer an. Das bei dieser speziellen Frage Energieversorger nicht genannt wurden lag nicht zuletzt daran, dass sie in der geschlossenen Frage (lt. Fragebogen im Anhang der Studie) gar nicht zur Wahl standen. Denn auf die Frage, welche Anbieter von Energieberatung ihnen bekannt seien, nannten mehr als drei Viertel der befragten Haushalte den Energieversorger. Bei der Frage nach den Informationsquellen für Energieeffizienz lag mit etwa 60 Prozent das Internet vorne.

Neben Privathaushalten wurden auch kleine und mittlere Unternehmen (KMU) befragt. Auf die Frage, bei wem sich diese Unternehmen über Energieeffizienz informieren, stehen mit fast 52 Prozent die Energieversorger an erster Stelle. Nicht überraschend war das Hauptmotiv zur Inanspruchnahme von Energiedienstleistungen für diese Zielgruppe. Über 90 Prozent nannten hier die Senkung der Energiekosten. Interessant aber die Antworten auf die Frage, warum bisher keine Energiedienstleistungen in Anspruch genommen wurden, was bei immerhin 50 Prozent der 1.300 befragten Unternehmen der Fall war. Nahezu die Hälfte hielt die Durchführung in Eigenregie für kostengünstiger. An zweiter Stelle der Nennungen stand der nicht erkennbare Mehrwert einer Energiedienstleistung, gefolgt von einem zu geringen Energieverbrauch oder der Sorge vor zu großem Aufwand bei der Umsetzung von Maßnahmen. Eine vor dem Hintergrund des Energiedienstleistungsgesetzes (EDL-G) wichtige Aussage der Befragung ist, dass nur 6 Prozent der befragten KMU angaben, keinen Anbieter gefunden zu haben. Die Notwendigkeit, Energieversorger zur Schaffung eines solchen Angebotes zu verpflichten, wie im EDL-G vorgesehen, besteht also erwartungsgemäß nicht.

Private Eigentümer sind für Energieberater nach eigener Einschätzung die wichtigste Kundengruppe, gefolgt von der Immobilienwirtschaft und sonstigem Gewerbe. In der Studie wurde auch nach dem Anteil staatlich geförderter Beratung gefragt. Hier gaben die Energieberater (ohne EVU) für die vor-Ort-Beratung 55 Prozent, für die Umsetzungsbegleitung 51 Prozent an. Insgesamt unterstreicht die Auswertung der Antworten auf diese Frage die Bedeutung staatlicher Förderung für den Beratungs- bzw. Dienstleistungsmarkt. Sie zeigt auch den Grad der Wettbewerbsverzerrung durch den Ausschluss der Kunden von EVU-Mitarbeitern von dieser Förderung.

Weitere Aussagen zum Energiedienstleistungsmarkt lassen sich aus der Studie ableiten, unter anderem zur Entwicklung der Preise für Energieberatung oder zur Akzeptanz und Umsetzung von Energiemanagement-Systemen.

Methode

Die Studie wurde von einem Konsortium aus drei Akteuren, der Prognos AG, dem IFEU-Institut und TNS Emnid erstellt. Die Ergebnisse kamen auf der Grundlage der Analyse vorhandener Studien, Experten-Interviews und standardisierten Befragungen einzelner Zielgruppen zustande. Insgesamt 3.000 Haushalte (Eigentümer und Mieter) und ebenso viele KMU wurden auf der Nachfrageseite befragt. Auf der Anbieterseite wurden Anbieter von Energiedienstleistungen sowie 1.400 Energieberater befragt. Im Rahmen der Expertenbefragung war auch der BDEW in die Studie eingebunden.

Kritisch aus Sicht des BDEW war die Auswahl der Befragten Energieberater. Basis einer gezielten Ansprache war die BAFA-Energieberaterliste. Hier finden sich aus den bekannten Gründen keine Mitarbeiter von Energieversorgern, deren Einschätzungen wurden eher zufällig über zusätzliche Veröffentlichungen in Fachzeitschriften eingeholt.

Insgesamt zeichnet die Studie ein optimistisches Bild des Energiedienstleistungsmarktes, zeigt aber auch Ansatzpunkte für weitere Maßnahmen zur Förderung dieses Marktes auf. Sie soll, so die Aussagen der BfEE, die Grundlage für die weitere kontinuierliche Marktbeobachtung bilden. In diese weitere Marktbeobachtung wird sich der BDEW auch zukünftig konstruktiv einbringen.

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