Stadtwerkestudie 2025

Wie Regulierung und gesetzliche Vorgaben Stadtwerke herausfordern

Die Energiewende zählt zu den zentralen Herausforderungen unserer Zeit, und Stadtwerke stehen im Mittelpunkt dieses Transformationsprozesses. Sie tragen nicht nur wesentlich zur Umstellung auf erneuerbare Energien bei, sondern spielen auch eine entscheidende Rolle bei der Reduktion von Treibhausgasemissionen (THG-Emissionen) und sind verantwortlich für die Sicherstellung der Energieversorgung. Diese umfassende unternehmerische wie auch gesamtwirtschaftliche Transformation erfordert erhebliche Investitionen in innovative Technologien und moderne Infrastrukturen.

Gleichzeitig sehen sich Stadtwerke jedoch mit einem komplexen Geflecht aus gesetzlichen und regulatorischen Vorgaben konfrontiert, die ständig aktualisiert werden und zu denen immer neue hinzukommen. Dieser Ordnungsrahmen kann sowohl förderliche als auch hemmende Auswirkungen haben und zu zunehmenden administrativen Kosten und Änderungen in den Prozessen führen, ohne dass neue Wertschöpfung geschaffen wird.

Bürokratie verkleinert Handlungsspielräume der Stadtwerke

Der kontinuierlich wachsende rechtliche und regulatorische Druck und die Zunahme an Bürokratie schränken die Handlungsspielräume der Stadtwerke ein und binden wertvolle personelle wie auch monetäre Ressourcen, die für die Energiewende benötigt werden: Mehr als 15.500 Einzelnormen gelten allein für die Energiewirtschaft.

Aktuelle Studienergebnisse schätzen den jährlichen Erfüllungsaufwand für die Gesamtwirtschaft auf 89 Mrd. Euro, wovon 8,2 Mrd. Euro auf die Energiewirtschaft entfallen. Dies bedeutet, dass etwa 9 % aller finanziellen Aufwände für geltende Gesetze und Verordnungen von der Energiewirtschaft getragen werden müssen, wobei 57 % dieser Belastungen auf EU-Gesetzgebungen zurückzuführen sind. Darüber hinaus verursachen Informationspflichten jährliche Bürokratiekosten von 1,5 Mrd. Euro in der Energiewirtschaft, was einen signifikanten Anstieg im Vergleich zu 685 Mio. Euro im Jahr 2019 darstellt. Neben den finanziellen Aspekten ist auch der zeitliche Aufwand erheblich: Für die Erfüllung der Normen in der Energiewirtschaft, einschließlich Wege- und Wartezeiten, beläuft er sich auf rund 18,8 Mio. Stunden pro Jahr.

Die Dringlichkeit, diese enormen Herausforderungen anzugehen, zeigt sich nicht nur in den im Rahmen dieser Studie geführten Interviews mit Geschäftsführenden und Vorständen von Stadtwerken, sondern auch in den energiepolitischen Entwicklungen nach der Bundestagswahl im Februar 2025. So soll die Bürokratie spürbar abgebaut werden. Daneben ist das beschlossene Sondervermögen von 500 Mrd. Euro für Infrastrukturprojekte, das von Union und SPD auf den Weg gebracht wurde, von großer Bedeutung. Dieses Finanzpaket eröffnet der neuen Bundesregierung erhebliche finanzielle Spielräume und Chancen, um die dringend benötigten Investitionen in die Energieinfrastruktur voranzutreiben.

Studie bündelt Umfrage und Experteninterviews

Die Stadtwerkestudie 2025 untersucht, inwiefern die bestehende Regulierungs- und Normenlandschaft die Stadtwerke belastet und ob die Vielzahl an Vorschriften zu einer Überregulierung führt. Anhand einer umfassenden Umfrage und von Experteninterviews werden zentrale Herausforderungen entlang der Wertschöpfungskette analysiert. Ziel der Studie ist es, einen Überblick über relevante Gesetze, Verordnungen und Richtlinien zu geben, die für Stadtwerke von Bedeutung sind und die Stadtwerke bei der Umsetzung der Energiewende bremsen. Dabei verstehen wir unter „Regulierung“ speziell die Vorgaben der Bundesnetzagentur (BNetzA) für die Netzwirtschaft. Unter „gesetzliche Vorgaben und Gesetzgebung“ wiederum verstehen wir alle Normen (Gesetze, Verordnungen, Richtlinien) auf EU-, Bundes- und Landesebene.

Über die Stadtwerkestudie

Dies ist bereits die 23. Stadtwerkestudie, die in Kooperation zwischen EY und dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) durchgeführt wird. In diesem Jahr widmet sich die Studie den vielschichtigen Herausforderungen, die sich aus den regulatorischen Rahmenbedingungen und den gesetzlichen Vorgaben für deutsche Stadtwerke und regionale Energieversorger ergeben.

Wie in den Vorjahren wurden die Geschäftsleitungen und Vorstände von rund 100 Stadtwerken und regionalen Energieversorgern in Deutschland befragt. Die Befragungen fanden zwischen Januar und Mitte März 2025 statt und wurden mittels computergestützter Telefoninterviews (CATI) auf der Basis eines standardisierten Fragebogens durchgeführt. Jedes Interview dauerte im Durchschnitt etwa 50 Minuten, was eine detaillierte und differenzierte Analyse der Antworten ermöglicht. Diese methodische Herangehensweise trägt zur Validität der Ergebnisse bei und gewährleistet, dass die Perspektiven der Befragten umfassend erfasst werden.

Zusätzlich wurden fünf qualitative Experteninterviews mit führenden Persönlichkeiten aus der Branche geführt. Diese Gespräche, die im Zeitraum von Februar bis März 2025 mit einer Dauer von jeweils etwa 60 Minuten stattfanden, ermöglichen eine tiefere Auseinandersetzung mit spezifischen Ergebnissen der Befragung und wichtigen Themen. Zu den Interviewpartnerinnen zählen Kerstin Andreae vom BDEW, Aurélie Alemany von der Enercity, Elke Temme von den Stadtwerken Bochum, Roland Warner von der eins energie in sachsen und Gerhard Ammon von den Stadtwerken Fellbach.

>> Download: Die Stadtwerkestudie 2025 (PDF)

Ansprechpartner

Martin Müller
Leiter der KMU-Vertretung
+49 30 300199-1700
martin.mueller@bdew.de 

Manuel Schrepfer
Fachgebietsleiter KMU-Vertretung
+49 30 300199-1718
manuel.schrepfer@bdew.de

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