Die Energiewende zählt zu den zentralen Herausforderungen unserer Zeit, und Stadtwerke stehen im Mittelpunkt dieses Transformationsprozesses. Sie tragen nicht nur wesentlich zur Umstellung auf erneuerbare Energien bei, sondern spielen auch eine entscheidende Rolle bei der Reduktion von Treibhausgasemissionen (THG-Emissionen) und sind verantwortlich für die Sicherstellung der Energieversorgung. Diese umfassende unternehmerische wie auch gesamtwirtschaftliche Transformation erfordert erhebliche Investitionen in innovative Technologien und moderne Infrastrukturen.
Gleichzeitig sehen sich Stadtwerke jedoch mit einem komplexen Geflecht aus gesetzlichen und regulatorischen Vorgaben konfrontiert, die ständig aktualisiert werden und zu denen immer neue hinzukommen. Dieser Ordnungsrahmen kann sowohl förderliche als auch hemmende Auswirkungen haben und zu zunehmenden administrativen Kosten und Änderungen in den Prozessen führen, ohne dass neue Wertschöpfung geschaffen wird.
Bürokratie verkleinert Handlungsspielräume der Stadtwerke
Der kontinuierlich wachsende rechtliche und regulatorische Druck und die Zunahme an Bürokratie schränken die Handlungsspielräume der Stadtwerke ein und binden wertvolle personelle wie auch monetäre Ressourcen, die für die Energiewende benötigt werden: Mehr als 15.500 Einzelnormen gelten allein für die Energiewirtschaft.
Aktuelle Studienergebnisse schätzen den jährlichen Erfüllungsaufwand für die Gesamtwirtschaft auf 89 Mrd. Euro, wovon 8,2 Mrd. Euro auf die Energiewirtschaft entfallen. Dies bedeutet, dass etwa 9 % aller finanziellen Aufwände für geltende Gesetze und Verordnungen von der Energiewirtschaft getragen werden müssen, wobei 57 % dieser Belastungen auf EU-Gesetzgebungen zurückzuführen sind. Darüber hinaus verursachen Informationspflichten jährliche Bürokratiekosten von 1,5 Mrd. Euro in der Energiewirtschaft, was einen signifikanten Anstieg im Vergleich zu 685 Mio. Euro im Jahr 2019 darstellt. Neben den finanziellen Aspekten ist auch der zeitliche Aufwand erheblich: Für die Erfüllung der Normen in der Energiewirtschaft, einschließlich Wege- und Wartezeiten, beläuft er sich auf rund 18,8 Mio. Stunden pro Jahr.
Die Dringlichkeit, diese enormen Herausforderungen anzugehen, zeigt sich nicht nur in den im Rahmen dieser Studie geführten Interviews mit Geschäftsführenden und Vorständen von Stadtwerken, sondern auch in den energiepolitischen Entwicklungen nach der Bundestagswahl im Februar 2025. So soll die Bürokratie spürbar abgebaut werden. Daneben ist das beschlossene Sondervermögen von 500 Mrd. Euro für Infrastrukturprojekte, das von Union und SPD auf den Weg gebracht wurde, von großer Bedeutung. Dieses Finanzpaket eröffnet der neuen Bundesregierung erhebliche finanzielle Spielräume und Chancen, um die dringend benötigten Investitionen in die Energieinfrastruktur voranzutreiben.