Die Europastadt Görlitz/Zgorzelec geht mit dem Projekt „UNITED HEAT“ neue Wege in der nachhaltigen Energieversorgung. Die Stadtwerke Görlitz AG (SWG) und der polnische Fernwärmeversorger SEC Zgorzelec haben erste Meilensteine erreicht und setzen auf innovative Technologien zur Dekarbonisierung der Fernwärme. Ziel ist es, bis 2030 die Fernwärmeversorgung beider Städte von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energien umzustellen und so jährlich 50.000 Tonnen CO2-Emissionen zu vermeiden. Hierfür wird die bestehende Fernwärmeinfrastruktur erweitert und ein 12 Kilometer langes Leitungsnetz geschaffen, um die aktuell getrennten Fernwärmegebiete effizient miteinander zu verbinden. Dies ermöglicht eine flexible und nachhaltige Wärmeerzeugung aus unterschiedlichen Quellen.
Ein Drittel des Wärmebedarfs soll künftig durch Wärmepumpen gedeckt werden, die Wärme aus dem Berzdorfer See und einer Kläranlage nutzen. Weitere 17 % stammen aus Solarthermie mit saisonalen Speichern. Biomasse spielt mit einem Anteil von 48 % eine wichtige Rolle, wobei dieser in Görlitz unter 25 % bleibt, während er in Zgorzelec höher ist, da dort höhere Vorlauftemperaturen benötigt werden. Die restlichen 2 % werden durch Abwärme und Power-to-Heat-Technologien bereitgestellt.
Zur Realisierung des Projekts haben SWG und SEC umfangreiche Fördermittel von EU und Bund eingeworben, unter anderem aus dem Programm Connecting Europe Facility (CEF). Weitere Anträge zur Finanzierung von Infrastruktur und Erzeugungsanlagen wurden bereits eingereicht. Die finanzielle Unterstützung ist entscheidend, um die Transformation wirtschaftlich tragfähig zu gestalten und sozialverträgliche Wärmekosten zu gewährleisten.
Die Umsetzung beginnt 2025 mit dem Bau erster Leitungen sowie eines Biomasseheizwerks in Zgorzelec. Anfang des Jahres erworben die SWG bereits ein 37 Hektar großes Areal im Görlitzer Norden, um zukünftig eine Solarthermieanlage inklusive einem Erdbeckenspeicher zu errichten. Die Erweiterung von Klärgasspeichern in Görlitz ist ebenso geplant. Eine deutsch-polnische Arbeitsgruppe, bestehend aus Experten von SWG, SEC sowie den dahinterstehenden Konzernen Veolia und E.ON, steuert das Vorhaben und koordiniert technische sowie wirtschaftliche Herausforderungen.
Mit UNITED HEAT demonstrieren Görlitz und Zgorzelec, wie Kommunen und Energieversorger kooperativ - in diesem Fall sogar grenzüberschreitend - und aktiv zur Energiewende beitragen können. Die Kombination verschiedener erneuerbarer Technologien, eine gezielte Fördermittelstrategie und eine enge internationale Zusammenarbeit machen das Projekt zu einem europaweit beachteten Vorbild für klimaneutrale Fernwärme. Und hier speziell auch über Grenzen hinweg.