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Stadtwerkestudie 2025

Zwischen Regelwerk und Realität: Wie Regulierung und gesetzliche Vorgaben Stadtwerke herausfordern

Die Stadtwerkestudie 2025 untersucht, inwiefern die bestehende Regulierungs- und Normenlandschaft die Stadtwerke belastet und ob die Vielzahl an Vorschriften zu einer Überregulierung führt.

  • Gesetzlicher Druck nimmt weiter zu: Regulatorik und Bürokratie binden wertvolle Transformationsressourcen
  • Stadtwerke fordern planbare und verlässliche gesetzliche Rahmenbedingungen für Investitionen
  • Infrastrukturumbau erfordert systemisches Zusammenspiel von Erzeugung, Netz und Digitalisierung
  • Fachkräftemangel bleibt ein zentrales Umsetzungshemmnis in der Energiewende

Die Stadtwerke in Deutschland stehen unter hohem Druck: Immer komplexere gesetzliche Anforderungen und wachsende bürokratische Lasten erschweren die Transformation hin zu einer klimaneutralen Energieversorgung. Das zeigt die neue Stadtwerkestudie 2025, die der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) gemeinsam mit EY veröffentlicht hat. Grundlage sind Befragungen von 100 Stadtwerken und regionalen Energieversorgern bundesweit.

Hoher regulatorischer Druck behindert Transformation

Die gesetzlichen und regulatorischen Anforderungen steigen weiter – mit gravierenden Folgen: Stadtwerke berichten, dass die zunehmende Dichte und Frequenz der Vorgaben personelle und finanzielle Ressourcen binden, die für zentrale Transformationsprojekte dringend benötigt würden. Insbesondere zunehmende Berichtspflichten und komplexe Regelwerke bremsen die Umsetzung operativer Maßnahmen aus.

Während der Bürokratiekostenindex, der die Entwicklung von Bürokratiekosten im Zeitverlauf aufzeigt, für die Gesamtwirtschaft auf einem einigermaßen konstanten Level geblieben bleibt, ist der Index für die Energiewirtschaft seit dem Jahr 2021 sprunghaft - und bis zum Jahr 2023 um 30 Prozent - angestiegen. Die Bürokratiekosten für die Energiewirtschaft haben sich von dem gesamtwirtschaftlichen Index vollständig entkoppelt.

Dies spiegelt sich auch in der Geschäftsentwicklung der Stadtwerke wider: Mit Blick auf das aktuelle Stimmungsbild für das Geschäftsjahr 2024 wurde ein neuer Tiefstand erreicht. Seit Beginn der Stadtwerkestudie im Jahr 2005 wurde kein Jahr so schlecht bewertet wie das Jahr 2024. Insgesamt bewerten 86 % der befragten Stadtwerke den Einfluss der bestehenden gesetzlichen und regulatorischen Vorgaben auf ihre Tätigkeit als eher bis sehr negativ. Als besonders herausfordernd sehen sie dabei die sehr hohe Frequenz von Änderungen und Anpassungen, die sich auf die operative Tätigkeit auswirken.

„Der regulatorische Druck droht zur Wachstumsbremse für die Energiewende zu werden. Stadtwerke brauchen Freiräume für Transformation statt zusätzlicher Bürokratie“, sagt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. „Vereinzelte Bemühungen zum Bürokratieabbau werden dadurch konterkariert, dass an anderer Stelle zusätzliche Meldepflichten etabliert werden, wie durch die Ausweitung der Qualitätsregulierung durch die Bundesnetzagentur oder die Einführung neuer quartalsweiser Abfragen.“

Verlässliche Rahmenbedingungen als Schlüssel für Investitionen

Die Studie zeigt deutlich: Planbare und stabile gesetzliche Vorgaben sind ein zentrales Kriterium für Investitionsentscheidungen. Langfristige Investitionen in Wirtschaftsgüter – wie Netzinfrastrukturen, digitale Systeme oder Wärmelösungen – sind nur dann tragfähig, wenn Finanzierungsmodelle auf verlässlichen regulatorischen Rahmenbedingungen aufsetzen können. „Investitionen in Infrastrukturen mit jahrzehntelangen Amortisationszeiträumen erfordern klare und stabile politische Leitplanken. Nur so entsteht Planungs- und Investitionssicherheit“, sagt Andreas Siebel, Energy & Resources Sector Leader bei EY in Deutschland.

Systemischer Infrastrukturansatz gefordert

Neben der regulatorischen Dimension beleuchtet die Studie auch die technischen Herausforderungen: Stadtwerke fordern von Politik und Regulierungsbehörden ein ganzheitliches Verständnis der Energieinfrastruktur. Der Umbau von Strom-, Gas- und Wasserstoffnetzen müsse im Zusammenspiel mit dem Ausbau Erneuerbarer Energien und digitalen Lösungen erfolgen. Auch ein solcher systemischer Ansatz erfordert klare und pragmatische Rahmenbedingungen statt kleinteiliger Einzelvorgaben.

Fachkräftemangel trifft auf wachsende Bürokratie

Stadtwerke sehen sich nicht nur mit wachsender regulatorischer Last konfrontiert, sondern auch mit einem sich verschärfenden Fachkräftemangel. Insbesondere in technischen und kaufmännischen Bereichen fehlen qualifizierte Mitarbeitende für Planung und Umsetzung der Energiewende. Der bürokratische Aufwand, etwa durch zusätzliche Dokumentationspflichten, verschärft die Situation weiter und reduziert die Mitarbeiterzufriedenheit.

Dialog zwischen Politik und Praxis entscheidend

Die Studie unterstreicht: Ein enger Austausch zwischen Gesetzgeber bzw. Regulierungsbehörde und Energiewirtschaft ist essenziell, um praktikable Lösungen zu schaffen. Die wirtschaftlich-technische Realität der Stadtwerke muss stärker berücksichtigt werden, um Regelungen wirksam, realistisch und effizient zu gestalten.

Impulse für eine zukunftsfähige Energiepolitik

Die Stadtwerkestudie 2025 liefert wichtige Erkenntnisse zur wirtschaftlichen Lage, den Herausforderungen durch Gesetzgebung und Regulierung, während sie das Engagement der Stadtwerke, die Energiewende aktiv mitzugestalten, bestätigt. Nur mit klaren politischen Rahmenbedingungen, weniger Bürokratie und einer nachhaltigen Fachkräftestrategie können Stadtwerke weiterhin zentrale Akteure der Transformation bleiben.

Die Stadtwerkestudie 2025 von BDEW und EY finden Sie hier.

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