Kernaussagen der BDEW-Stellungnahme
Entlang der folgenden vier Themenblöcke aus dem ACER-Konsultationsdokument hält der BDEW fest:
- Auswirkungen auf Stromgroßhandelspreise: Der BDEW bezweifelt, dass ein Peak Shaving Produkt die Großhandelsstrompreise senkt, da es marktverzerrend wirkt und die freie Preisbildung beeinträchtigt. Die Senkung der Großhandelsstrompreise durch subventionierte Nachfragereduktion, wie Peak Shaving, ist kein effizienter Ansatz zur Unterstützung der Verbraucher. Der BDEW teilt ACERs Einschätzung, dass zweiseitige CfDs oder Absicherungsoptionen („reliability option“) innerhalb eines Kapazitätsmechanismus darin unterstützen können, Überschussgewinne gering zu halten, und damit den Bedarf für zusätzliche Peak Shaving Produkte überflüssig machen. Gleichzeitig weist der BDEW darauf hin, dass richtig konzipierte CfDs und Kapazitätsvergütungsrahmen solche Zahlungsrückforderungen überflüssig machen, da sie eine ausreichende Preisbildung gewährleisten.
- Versorgungssicherheit: Der BDEW ist der Meinung, dass in Mitgliedstaaten, die bereits über einen Kapazitätsmechanismus oder eine strategische Reserve verfügen, weniger Bedarf für die Einführung eines zusätzlichen Peak Shaving Produktes zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit besteht. Für Länder ohne Kapazitätsmechanismen oder strategischen Reserven besteht die Gefahr, dass Peak Shaving Produkte durch die Senkung der Großhandelspreise für Strom die Investitionsanreize für neue Kapazitäten schwächen und damit die langfristige Versorgungssicherheit beeinträchtigt werden könnte.
- Entwicklungen der Nachfragesteuerung (Demand Response): Der BDEW geht davon aus, dass die technischen Anforderungen für die Teilnahme an einem Peak Shaving Produkt nicht geringer sind als für die Teilnahme an Day-Ahead- und Intraday-Märkten. Die Einführung von Peak Shaving Produkten würde zu einer Verlagerung der Nachfragedeckung weg von den Großhandelsmärkten hin zu Peak Shaving Produkten führen. Darüber hinaus kann die Einführung den Nutzen für die Entwicklung von Demand Response Projekten zur Teilnahme an den Großhandelsstrommärkten verringern.
- Zusammenspiel Peak Shaving Produkt und Strommärkte: Die Vergütung der Lastreduktion zu einem vom Großhandelsstrompreis abweichenden Preis kann zu einem ineffizienten Dispatch führen und dadurch die Wohlfahrt verringern. Der BDEW betont, dass eine nationale Nachfragereduktion in einem integrierten Markt auch die Strompreise in anderen Mitgliedstaaten senken kann, wodurch dort Anreize für Demand Response geschwächt oder die Versorgungssicherheit beeinträchtigt werden könnten.
Hintergrund
Mit der Reform des europäischen Strommarktdesigns ist mit Art. 7a Strombinnenmarktverordnung das Peak Shaving Produkt (Produkt zur Lastspitzenreduktion) neu eingeführt worden. Während Art. 7a (1) die Aktivierung eines Peak Shaving Produkts unter Ausrufung einer Energiekrise nach Art. 66a vorsieht, soll nach Art. 7a (8) ACER nach Konsultation der Stakeholder bis zum 30. Juni 2025 die Auswirkungen eines Peak Shaving Produkts unter normalen Marktbedingungen untersuchen. Der BDEW hatte sich im Laufe des Gesetzgebungsprozesses zur Reform des EU-Strommarktdesigns gänzlich gegen die Einführung eines Peak Shaving Produkts ausgesprochen (vgl. BDEW-Stellungnahme vom 16. Mai 2023).