Selbstversorger in der Stadt

Auf dem Weg zur urbanen Energiewende: Die Mainova aus Frankfurt betreibt jede vierte Mieterstrom-Solaranlage bundesweit

Kochen, waschen, Auto laden, und zwar mit Strom vom eigenen Dach: Das stärkt die Erneuerbaren und entlastet die Netze. Das Mieterstromgesetz 2017 sollte deshalb Anreize für mehr Solaranlagen auf dem Mietshausdach schaffen – die aber kaum ankommen: Von Januar bis Oktober 2018 wurden bei der Bundesnetzagentur lediglich 5.667 Kilowatt Nennleistung zur Förderung nach dem Mieterstromgesetz registriert, 500.000 wären möglich. Die Liste der Kritikpunkte ist entsprechend lang – Mieterstrom bleibe "wirtschaftlich unattraktiv", so meldete ein breites Verbändebündnis im Juli. Aktuell liegt der Bundesregierung eine Reforminitiative des Bundesrats vor, um "urbane Zentren" besser in die Energiewende einzubeziehen.

In Frankfurt funktioniert das schon seit 2016: Seither bietet der kommunale Versorger Mainova seinen Kunden Mieterstrom, pachtet – gegen einen Pachtzins – Dachflächen, plant, projektiert und installiert die Photovoltaikanlagen. Der Strom versorgt kostengünstig die Mieter vor Ort. Bundesweit betreibt die Mainova jede vierte Mieterstromanlage, so eine Analyse 2018. Mittlerweile hat sie auf rund 160 Dächern eine Leistung von 3.000 Kilowatt installiert, weitere 1.100 Kilowatt folgen. Gefördert nach dem Mieterstromgesetz werden diese Anlagen bislang allerdings nicht – dafür müsste das Modell nachträglich der rechtlichen Regelung angepasst werden.

Warum sich das Unternehmen trotzdem engagiert? Mit rund 200 Sonnenstunden im Monat biete das Rhein-Main-Gebiet sehr gute Voraussetzungen für Photovoltaik, so Vorstand Norbert Breitenbach:

Als kommunales Unternehmen unterstützen wir die ambitionierten Klimaschutzziele der Stadt. In Frankfurt, wo Mehrfamilienhäuser knapp 50 Prozent der Wohngebäude ausmachen, sehen wir für das Modell weiterhin hohes Wachstumspotenzial. Dazu trägt auch die traditionell enge Zusammenarbeit mit der regionalen Wohnungswirtschaft bei.


Text: Christiane Waas

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