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BDEW-Studie "Potenziale und Hemmnisse für Energiedienstleistungen in Deutschland"

Nach einer Prognos-Studie im Auftrag des BDEW können im Zeitraum 2014 bis 2020 zusätzlich etwa 29 Terawattstunden (TWh) bzw. 100 Petajoule (PJ) an Energie eingespart, wenn Markthemmnisse für Energiedienstleistungen beseitigt werden. Der BDEW setzt die Studie insbesondere in der Diskussion um die Erfüllung der Einsparverpflichtung aus der EU-Energieeffizienzrichtlinie und entsprechende nationale Maßnahmen ein.

Ein wesentliches Ziel der Studie war die Quantifizierung von durch den Abbau bestehender Markthemmnisse zusätzlich realisierbaren Markt- und Einsparpotenzialen durch Energiedienstleistungen in ausgewählten Kundensegmenten bis 2020. Dies erfolgte unter Verwendung vorhandener Studien und Abschätzungen auf Basis von statistischen Daten. Ein weiteres wesentliches Ziel war die Identifikation von Hemmnisstrukturen - insbesondere die Qualifizierung von rechtlichen Hemmnissen, die von staatlicher Seite gezielt bearbeitet werden müssen, um eine verstärkte marktorientierte Umsetzung von Energieeffizienz zu ermöglichen (siehe auch BDEW extra 14/2014).

Zur näheren Bestimmung der Potenziale und Hemmnisse wurden im Rahmen der Untersuchung vier Energiedienstleistungen in insgesamt acht Kundensegmenten ausgewählt und untersucht:

  • Energieeinspar-Contracting in den Kundensegmenten Öffentlicher Sektor, Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen sowie Gebäude für Rehabilitation,
  • Energieliefer-Contracting in den Kundensegmenten Wohnungswirtschaft sowie selbstgenutzte Ein- und Zweifamilienhäuser,
  • Energieberatung in den Kundensegmenten selbstgenutzte Ein- und Zweifamilienhäuser sowie kleine und mittlere Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes,
  • Energiemanagement-Systeme im Kundensegment Verarbeitendes Gewerbe.

Dabei ist hervorzuheben, dass die Auswahl und Priorisierung von Energiedienstleistungen nicht für eine abschließende Beschreibung der Märkte steht. Es gibt über diese Produkte hinaus zahlreiche weitere Produkte und Produktvariationen, die vom einfachen webbasierten Energie-Check über intelligente Mess-, Steuer- und Regelungssysteme (MSR), den Einbau von betriebsfertigen KWK-Modulen bis hin zur Errichtung von Niedrigenergiehäusern führen kann.

An dieser Liste ist jedoch erkennbar, dass viele dieser Produkte kaum von Standardprodukten abgrenzbar sind, häufig zum üblichen Bestandteil anderer Produkte gehören oder lediglich ein ergänzendes Produkt-Merkmal darstellen. Eine Untersuchung all dieser Produktgruppen hätte den Rahmen der Studie deutlich gesprengt.

Jeder der Märkte wurde auf Basis von Literaturstudien auf seine Marktkapazität, sein derzeitiges Marktvolumen sowie auf derzeit zu beobachtende Hemmnisse und Hürden hin untersucht. Dabei wurde ermittelt, welche Einsparung gegenüber heute kumuliert bis 2020 erzielt werden kann, wenn die Markthemmnisse für die Energiedienstleistungen weitgehend abgebaut werden.

Der Markterfolg der Energiedienstleistungen ist von den jeweilig adressierten Kundensegmenten abhängig. Dabei sind die Hemmnisstrukturen unterschiedlich stark ausgeprägt. Für jeden betrachteten Markt wurden vier Hemmniskategorien untersucht:

  • Zugang zu Informationen über Einsparpotenziale und Maßnahmen sowie die Motivation zu deren Umsetzung,
  • Zugang zu Finanzmitteln und die nur schwer definierbare Wirtschaftlichkeit von Effizienzinvestitionen,
  • Organisation und Struktur zum Beispiel in Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen, die nicht gezielt auf die Identifikation und Umsetzung möglicher Effizienzmaßnahmen ausgerichtet ist,
  • rechtliche Hemmnisse zum Beispiel im Vertrags- oder auch Bilanzrecht und auch unzureichender politischer Umsetzungswille von Maßnahmen zur Förderung von Energiedienstleistungen.

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass gegenüber der heutigen Marktaktivität die Energiedienstleistungen im Jahr 2020 etwa 7,3 TWh zusätzlich einsparen können. Kumuliert beträgt das Einsparpotenzial im Zeitraum 2014 bis 2020 rund 27,8 TWh (100 PJ), wenn es gelingt, die Hemmnisse abzubauen und die Märkte gezielt zu aktivieren.

Der BDEW setzt die Studie insbesondere in der Diskussion um die Erfüllung der Einsparverpflichtung der Energieeffizienzrichtlinie ein, um zu verdeutlichen, dass in den vorhandenen Marktstrukturen und Instrumenten noch erhebliches Potenzial steckt, um zusätzliche Effizienzsteigerungen zu generieren, wenn die vorhandenen Hemmnisse zum Beispiel im Mietrecht beseitigt würden. Bevor neue, in ihrer Wirkung kaum abschätzbare Instrumente wie Einsparverpflichtungssysteme oder Zwangssanierungen eingeführt werden, sollten die bestehenden Dienstleistungsmärkte konsequent weiterentwickelt und gefördert werden.

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