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Eine kluge Antwort auf gefragte Berufe

Im Zuge der Energiewende wächst der Bedarf an speziellen Jobrollen abseits klassischer Ausbildungsberufe. Wie reagiert man darauf?

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© BDEW

Was können Unternehmen tun, wenn sie diese nachgefragten Berufsgruppen am Markt nicht finden? Zum Beispiel wie 50Hertz in mehr Weiterbildung investieren und ihr Personal intern für diese Jobs qualifizieren. Unser Stromnetz wird gerade zum Schauplatz der Energiewende. Mit der zunehmenden Integration von erneuerbaren Energien müssen schon bald tausende Kilometer an neuen Trassen auf der Höchstspannungsebene gebaut werden. Dafür braucht es Fachkräfte mit entsprechenden Kenntnissen im Bereich Trassierungen oder Genehmigungsverfahren. Diese kümmern sich unter anderem um die ganzheitliche Planung und Koordinierung, die erforderlichen Genehmigungsverfahren und die bautechnische Realisierung der neuen Stromtrassen. 

Doch diese Berufsgruppen sind auf dem Markt Mangelware – unter anderem, weil sie keine klassischen Ausbildungsberufe sind. Das Unternehmen 50Hertz löst dieses Problem nun mit der Gründung einer eigenen Akademie: um sowohl die eigene Belegschaft weiterzuentwickeln, aber auch um Neuzugänge für diese besonders gefragten Berufsgruppen zu qualifizieren. Denn will man die Energiewende zügig voranbringen, müssen auch Genehmigungsprozesse schneller ablaufen und ausreichend Fachkräfte da sein, die dies bewältigen können.


©50Hertz 

Interne Akademie mit speziellen Learning Journeys

Die Gründung der internen Akademie ist für 50Hertz aber nicht nur eine Antwort auf den aktuellen Fachkräftemangel. Damit reagiert das Unternehmen auch auf veränderte Anforderungen ans Lernen allgemein. „Unsere Mitarbeitenden wollen Wissenserwerb heute anders erleben und wünschen sich auch für die berufliche Fortbildung ansprechend aufbereitete Lerninhalte“, sagt Melanie Kaufmann, Referentin Personalentwicklung bei 50Hertz. Ob angepasst an Streaming- oder Social-Media-Plattformen, ob via Gamification, als kleine Learning Nuggets oder per Mentoring: es gibt heute viele innovative Möglichkeiten, Lernen zum Erlebnis zu machen. 

Innovatives und nachhaltiges Lernen steht im Vordergrund

Basis für die Gründung der Akademie war 2022 zunächst eine ausführliche Marktanalyse sowie eine strategische Neuausrichtung in Sachen Entwicklung von Mitarbeitenden bei 50Hertz. Bislang wurde das Thema Weiterbildung sehr unterschiedlich angegangen und war von der Ausrichtung der einzelnen Fachbereiche abhängig. Im Setting der Akademie wird die Einbeziehung der Fachbereiche innerhalb eines standardisierten Rahmens verstärkt: mit einem einheitlichen Onboarding, mit diversen Curricula für die speziellen Jobrollen, mit modernen Lernmodulen und einer neuen digitalen Plattform. Diese bietet allen Beschäftigten individuelle Dashboards, intelligente Suchfunktionen sowie kurze Lerneinheiten und liefert auf Basis kluger Algorithmen bald auch passende Lernvorschläge. „Innovatives und nachhaltiges Lernen ist uns wichtig. Deshalb versuchen wir schon jetzt, die Anforderungen und Bedarfe an das Lernen in der Zukunft zu antizipieren und wollen mit unserer Akademie auch in den kommenden Jahren eine innovative Lösung bereitstellen. Wir fragen uns: Was passiert in fünf Jahren? Wie werden sich Anforderung und Bedarfe ändern?“, sagt Corinna Vollmert, aus dem Team Personalentwicklung bei 50Hertz. 


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Die Akademie steht in den Startlöchern

Noch befindet sich die Akademie bei 50Hertz im Aufbau. Neben dem Ausbau eines modularen Weiterbildungsangebotes für die wichtige Rolle der Projektleitenden soll spätestens im zweiten Quartal 2023 ein erstes Pilotprojekt an den Start gehen. Dieses ist speziell ausgerichtet auf die nachgefragten Berufsgruppen, die sich mit der Genehmigung von Strominfrastrukturprojekten beschäftigen. Die Initiative richtet sich an Menschen, die neu ins Unternehmen kommen und bereits einen geeigneten Berufsabschluss in der Tasche haben. In einem Vorab-Workshop wurden zunächst gemeinsam mit spezialisierten Fachkräften der Bedarf abgeklärt, notwendige Inhalte und Module erarbeitet und ein Zeitrahmen anvisiert. Das Resultat ist eine jobspezifische Learning Journey, also ein für diese Berufsgruppe zugeschnittenes Weiterbildungsprogramm. 

„Unsere Kolleginnen und Kollegen aus den Fachbereichen wissen am besten, was in entsprechenden Learning Journeys vermittelt werden muss. Gemeinsam mit ihnen haben wir diese so entwickelt, dass wir zukünftige Inhalte schnell und flexibel integrieren und auf verschiedene Berufsgruppen ausdehnen können.“ Dr. Danuta Kneipp, stellv. Leiterin der Unternehmensentwicklung von 50Hertz 

„Die Mitarbeitenden brauchen für ihre Arbeit im Bereich der Genehmigungsverfahren sehr viel Spezial- und Jurawissen, technisches Knowhow und spezielle Programmkenntnisse. Dabei bestimmen natürlich die jeweils vorhandenen Fähigkeiten und Erfahrungen der Person die inhaltliche Gestaltung der Qualifizierungsmaßnahme“, erklärt Melanie Kaufmann. Jeder Teilnehmende erhält also einen ganz individuellen Ausbildungsplan, der auf der Akademie-Plattform abgebildet und mit verschiedenen Inhalten bestückt ist. Er umfasst in der Regel ein generelles Onboarding ins Unternehmen, verschiedene Fachkurse sowie ein Mentoring-Programm, das auf das sogenannte Job-Shadowing setzt.

Shadowing heißt begleiten, beobachten, erlernen

Direkt zum Neustart im Unternehmen wird jedem Mitarbeitenden eine erfahrene Mentorin oder erfahrener Mentor aus dem Fachbereich zugeteilt. Diese begleiten die „Neuen“ wie ein ›Schatten‹ und schauen ihnen eine Zeit lang im Arbeitsalltag über die Schulter. So können sie alle bald anstehenden Arbeitsprozesse schon mal live mitverfolgen und direkt nachfragen, wenn etwas unklar ist. „Mit unserem Mentoren-Konzept nutzen wir den sozialen Weg des Lernens. Das ist innovativ und angepasst an die wachsenden Herausforderungen der Zukunft“, sagt Melanie Kaufmann. Denn gerade im 1:1-Coaching, mit direktem Feedback und durch angeleitetes Ausprobieren können schnell große Lernerfolge erzielt werden. Nach dieser intensiven Einarbeitungszeit gibt es aber auch weiterhin regelmäßige Meetings mit der Mentorin bzw. dem Mentor – je nach Bedarf und Projektlage.

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Kontinuierliches Lernen, kurze Feedbackzyklen

Jede Qualifizierungsmaßnahme wird also ein gut durchdachter Mix sein aus Kursen, regelmäßigen Meetings mit erfahrenen Mentoren und Mentorinnen und einem anfänglichen ›Shadowing‹. Wie gut das alles funktioniert, wird sich zeigen: in der Zufriedenheit der Mitarbeitenden, aber auch durch schnelle Projekterfolge. Natürlich werden nach Abschluss der Pilotphase die Teilnehmenden befragt und die Maßnahmen entsprechend optimiert. Stichwort: agile Prozesse. Ein wacher Blick in die Zukunft und schnelles Feedback ermöglichen, zeitnah auf veränderte Anforderungen zu reagieren und die Fortbildungen dementsprechend anzupassen. 

In Zukunft sollen in der internen Akademie bei 50Hertz nicht nur neue Fachkräfte für gefragte Berufsgruppen ausgebildet, sondern auch langjährige Mitarbeitende weiterentwickelt werden. Neben dem internen Austausch zu Anforderungen und zukünftigen Herausforderungen ist auch der Austausch mit anderen Unternehmen und regionalen Sparringspartnern für die Entwicklung passgenauer Lernangebote wichtig, um die Anforderungen und Herausforderungen für zum Beispiel Ausbildungsberufe zu erfassen.

Unser Tipp in Sachen Fachkräftesicherung

Gute Arbeitsbedingungen kombiniert mit passenden Weiterbildungsangeboten – leicht und zentral zugänglich, attraktiv gestaltet und bedarfsgerecht aufbereitet. Genau das bietet zukünftig die interne Akademie. „Wir entlasten unsere Fachbereiche, indem wir mit der Akademie einen zentralen Lernraum schaffen, hier Wissen bündeln und notwendige externe Inhalte integrieren. Job-Shadowing und Supervision finden aber weiterhin dezentral und ganz nah am Projektgeschehen statt“, so Corinna Vollmert. Genau diese Mischung scheint erfolgsversprechend. Die Beschäftigten nehmen die Fortbildungsangebote grundsätzlich als Benefit wahr und sind auch motiviert, sich für zukünftige Jobanforderungen entsprechend zu rüsten. Mit Gründung einer Akademie und der Bereitstellung von jobspezifischen Learning Journeys für stark nachgefragte Jobrollen schließen Energieunternehmen wie 50Hertz wachsende Fachkräftelücken und macht sich damit handlungs- und vor allem zukunftsfähig. 

Ansprechpartnerinnen 

Melanie Kaufmann, Referentin Personalentwicklung, 50Hertz (Melanie.Kaufmann@50hertz.com)
Corinna Vollmert, Referentin Personalentwicklung, 50Hertz (Corinna.Vollmert@50hertz.com)

Zum Unternehmen

50Hertz betreibt das Stromübertragungsnetz im Norden und Osten Deutschlands und baut es für die Energiewende bedarfsgerecht aus. Das 50Hertz-Netzgebiet umfasst die Bundesländer Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen- Anhalt und Thüringen sowie die Stadtstaaten Berlin und Hamburg. In diesen Regionen sichert 50Hertz mit rund 1.600 Beschäftigten rund um die Uhr die Stromversorgung von 18 Mio. Menschen. Weitere Informationen zu 50Hertz finden Sie hier.


 

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