Wärme - Wie wir künftig klimaneutral heizen

Vorhandene Infrastruktur nutzen und sinnvoll ausbauen, Energieträger dekarbonisieren: So wird der Wärmemarkt klimaneutral.

Transformation der Wärmeversorgung: Wie wird Heizen klimaneutral?

Mehr als die Hälfte der Endenergie in Deutschland entfällt auf das Beheizen von Gebäuden sowie auf Wärme- und Kälteanwendungen in Gewerbe und Industrie. Allein im Jahr 2023 verursachte das Heizen von Gebäuden rund 20 Prozent der nationalen CO2-Emissionen. Besonders problematisch: Jede dritte Heizung in Deutschland ist älter als 20 Jahre – und damit häufig ineffizient und klimaschädlich.

Die Modernisierung der Wärmeerzeugung spielt daher eine zentrale Rolle für das Gelingen der Energiewende und das Ziel der Klimaneutralität bis 2045. Für eine erfolgreiche Wärmewende müssen fossile Energieträger schrittweise durch klimaneutrale Alternativen ersetzt werden. Gleichzeitig gilt es, den Wärmebedarf von Gebäuden durch energetische Sanierung zu senken. Ein Hoffnungsträger ist die Fernwärme: Ihr Anteil an erneuerbaren Energien und unvermeidbarer Abwärme lag im Jahr 2024 bereits bei 34 Prozent – Tendenz steigend.

Um eine klimaneutrale Wärmeversorgung zu erreichen, müssen erneuerbare Energien verstärkt im Wärmemarkt etabliert werden. Dafür ist es entscheidend, das gesamte Potenzial aller klimafreundlichen Energieträger zu nutzen. Neben erneuerbarem Strom spielen auch grüne Fernwärme und Biomethan eine entscheidende Rolle. Eine einheitliche Lösung für alle gibt es dabei aber nicht: Gebäude, Nutzer und Wärmebedarfe unterscheiden sich zu stark.

Nur eine schrittweise und konsequente Dekarbonisierung aller zentralen und dezentralen Wärmeversorgungsoptionen kann das Ziel der klimaneutralen Wärmeversorgung erreichbar machen. Damit dieser Wandel gelingt, muss die Politik klare Rahmenbedingungen setzen und den Ausbau nachhaltiger Wärmeversorgung gezielt fördern. Doch auch Hauseigentümer sind gefragt: durch den Austausch veralteter Heizungen, den Anschluss an ein Wärmenetz oder eine energetische Sanierung des Gebäudes.

Die Wärmewende erfordert gemeinsames Handeln, um die CO2-Emissionen im Gebäudesektor nachhaltig zu senken.

Welche Rolle spielt die Energiewirtschaft bei der Wärmewende?

In Deutschland engagieren sich mehr als 1.185 Unternehmen in der Stromerzeugung, 1.101 Unternehmen beliefern Haushalte und Unternehmen mit Gas. Rund 600 Unternehmen erzeugen Fernwärme. Dabei kann es Unterschiede zwischen Fernwärmeerzeuger, -netzbetreiber und –lieferant geben. Trotz dieser Unterschiede eint alle Unternehmen ein gemeinsames Ziel: die Transformation hin zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung. Um dieses Ziel zu erreichen, setzt die Energiewirtschaft unter anderem auf folgende Maßnahmen:

  • Ausbau der Erneuerbaren Energien im Wärmemarkt
  • Dekarbonisierung der Energieträger. Beispiel: Erdgas wird durch Biogas und/oder Wasserstoff ersetzt
  • Einbindung erneuerbarer elektrischer Energie in die Wärmeversorgung zur Elektrifizierung des Wärmemarktes
  • Steigerung der Energieeffizienz
  • Beratung zum Energiesparen von Hausbesitzern und Mietern

 

BDEW-Forderungen: So gelingt die Wärmewende

Um den Wärmemarkt langfristig klimaneutral zu machen, setzt sich der BDEW für folgende Punkte ein:

  • Energieeffizienz, die Nutzung von unvermeidbarer Abwärme und Erneuerbare Energien müssen im Wärmesektor Hand in Hand gehen.
  • Klimaneutrale Gase unterstützen die Wärmewende und müssen von Anfang an mitberücksichtigt werden.
  • Die Regelungen im Gebäude-Energiegesetz (GEG), auch “Heizungsgesetz” genannt, sollten einfacher und verständlicher gemacht werden.
  • Langfristige Planungs- und Investitionssicherheit für vorhandene Netzinfrastruktur muss sichergestellt werden.
  • Die Allgemeinen Bedingungen für die Versorgung mit Fernwärme (AVBFernwärmeV) sowie die Wärmelieferverordnung müssen novelliert werden.
  • Die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) sollte auf mindestens 3,5 Mrd. € pro Jahr angehoben werden.

Im März 2025 hat der BDEW zusammen mit  zahlreichen Spitzenverbänden in einem gemeinsamen Appell gefordert, die Wärmewende verlässlich voranzutreiben.

Bestehende Netzinfrastruktur fit machen für Wärmewende

Deutschland verfügt über eine leistungsfähige Energienetzinfrastruktur: über  600.000 Kilometer Gasnetz, über 1,9 Millionen Kilometer Stromnetz und über 30.000 Kilometer Fernwärmeleitungen. Diese Netze bilden das Rückgrat der heutigen und künftigen Wärmeversorgung.

Besonders die Verteilnetze spielen eine zentrale Rolle. Um die Wärmewende effizient, ressourcenschonend und kostengünstig zu gestalten, sollten bestehende Anlagen und Leitungen optimal genutzt, weiterentwickelt und gezielt ausgebaut werden.

Wie können klimaneutrale Gase in den Wärmemarkt integriert werden?

Um die Potenziale klimaneutraler Gase optimal zu nutzen, müssen bestehende regulatorische Hürden in der Gasnetzregulierung abgebaut werden. So kann die weitverzweigte Gasinfrastruktur effizient in die Wärmewende integriert werden.

Auch bei der grünen Fernwärme braucht es bessere Rahmenbedingungen. Die „Bundesförderung für effiziente Wärmenetze“ (BEW) sollte novelliert, stärker an der Praxis ausgerichtet, langfristig planbar und finanziell besser ausgestattet werden. Nur so kann die Wärmewende im großen Maßstab gelingen – technologieoffen, wirtschaftlich und sozial ausgewogen.

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