Rafael Horzon gehört zu den schillernden Figuren der Berliner Unternehmerszene. Seine Devise: Weniger ist mehr, schiere Größe und ein Überangebot an Produkten können Kunden verwirren. Horzon hat bereits rund 20 Firmen gegründet, zu den Eröffnungsfeiern in seinem Berliner Ladengeschäft trifft sich regelmäßig eine bunte Gesellschaft aus Künstlern, Literaten und digitaler Bohème. Was auf den ersten Blick seltsam klingt, ist auf den zweiten mitunter durchaus erfolgreich: Manche seiner Unternehmen verkaufen tatsächlich Produkte. Wir sprachen mit Rafael Horzon über den Charme übersichtlicher Produktportfolios und darüber, warum er sich vehement dagegen wehrt, ein Künstler genannt zu werden.
Herr Horzon, Sie gründen regelmäßig neue Unternehmen, die meist nur ein einziges Produkt anbieten. Warum tun Sie das?
Es liegt wahrscheinlich daran, dass ich mit meinem ersten Unternehmen „Moebel Horzon“ so viel Erfolg hatte. Wir hatten zu Beginn nur ein einziges Produkt im Portfolio, das Universalregal „Modern“. Moebel Horzon hatte ich bewusst als Gegenentwurf zu IKEA mit seinen schätzungsweise. 30.000 Produkten geplant - dieses Überangebot macht die Menschen ja wahnsinnig. Ehrlicherweise muss man sagen, dass unser Möbelgeschäft mit nur einem Produkt die Menschen auch wahnsinnig gemacht hat - aber am Ende haben sie es alle gekauft! Und weil das so toll lief, habe ich danach wie am Fließband angefangen, immer wieder neue Unternehmen zu gründen. Mit wechselndem Erfolg allerdings.
Was lief noch gut – und was überhaupt nicht?
Sehr zufrieden bin ich auch mit meinem Unternehmen „Horzons Wanddekorationsobjekte“ mit Objekten aus Plexiglas in äußerst lebensbejahenden Farben. Ein totaler Misserfolg hingegen war die Partnertrennungsagentur Separitas. Diese Agentur richtete sich an Menschen, die sich in jemanden verliebt hatten, der schon verheiratet oder in einer Beziehung war. Hier wäre Separitas ins Spiel gekommen mit dem Ansatz, das bestehende Paar mit mehr oder weniger bedenklichen Methoden auseinanderzubringen – damit die geliebte Person wieder frei für eine neue Beziehung sein könnte.
Daher auch der Slogan: „Separitas - Wir machen den Weg frei!“. Wir bekamen jedoch keine einzige Anfrage. Eine schlechte Nachricht für mich, aber eine gute für die Liebe! Schmerzhaft ist für mich auch, dass mein Unternehmen „klik & stek“ bisher erfolglos war, obwohl die Produkte – Möbel zum Zusammenstecken ohne Werkzeug – eine hohe Qualität und Nutzerfreundlichkeit aufweisen. Warum bisher keiner gekauft hat? Man steckt nicht drin.
Sie wehren sich dagegen, als Künstler bezeichnet zu werden. Was sind Sie dann – und können Sie davon leben?
Ich bin Unternehmer und Designer und - danke der Nachfrage - ich lebe davon sehr gut. Gegen eine Bezeichnung als Künstler wehre ich mich vor allem deshalb, weil es so einfach ist, Künstler zu sein. Bekanntlich ist jeder Mensch ein Künstler. Ich möchte aber gerne Dinge tun, die niemand außer mir machen kann.
Außerdem wollen wir alle doch unsere Wirklichkeit verbessern. Und dafür brauchen wir neuartige Ideen, die liefert die Kunst mit ihren endlosen Wiederholungen aber leider nicht. Die Welt wird nicht durch Künstler verbessert, sondern vor allem durch Designer, Unternehmer, Wissenschaftler und Architekten.
Rafael Horzon
ist Designer und Serial Entrepreneur in Berlin. Seine Ladengeschäfte in Wedding, Mitte und Charlottenburg sind nicht nur Ausstellungs- und Präsentationsraum für Produkte, sondern regelmäßig auch Austragungsort für Vorträge, Lesungen und gesellige Zusammenkünfte der Berliner Unternehmerszene.
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