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Start-up:

Wärmepumpe zum Monatstarif

Das Start-up Vamo will die Heizungswende beschleunigen. Die Idee: Wärmepumpen per Ratenkauf.

Illustration Wärmepumpe vor einem Haus

© Robert Albrecht / BDEW

Energie hat Jan Ossenbrink immer fasziniert: „Schon seit der Schulzeit ist das der rote Faden in meinem Lebenslauf.“ Jetzt, mit Mitte 30, hat sich für ihn der Kreis geschlossen. Der studierte Elektrotechniker und promovierte Energiewirtschaftler ist einer der drei Gründer des Unternehmens Vamo. Das Start-up aus Köln hat es sich zum Ziel gesetzt, die Energie- und Wärmewende in Deutschland zu beschleunigen – indem es daran mitwirkt, in großem Stil Öl- und Gasheizungen in Gebäuden durch Wärmepumpen zu ersetzen.

„Konkreter Auslöser war für uns der Beginn des Ukraine-Kriegs“, sagt Ossenbrink. „Die Abhängigkeit von Gas war ja industriepolitisch gewollt und sie ist über die Jahre mehr und mehr angewachsen. Schlagartig wurde klar, dass wir alte Gewissheiten über Bord werfen und umdenken müssen.“ Der einfachste Bereich das zu schaffen, davon waren die Gründer überzeugt, war der Gebäudesektor und die Wärmepumpe die ideale Technologie dazu.

In anderen europäischen Ländern ist die Technik bereits etabliert und in großen Stückzahlen im Einsatz – doch ein Großteil der deutschen Heizungsbranche war und ist immer noch nicht auf das Thema eingestellt, sagt Ossenbrink. Gemeinsam mit den Mitstreitern Laurenz Ohlig und Falk Hantl – die sich über ein Praktikum beziehungsweise gemeinsames Studium kannten - sahen die Gründer eine Leerstelle im Markt, in der sich ein Unternehmen platzieren lässt: Ende 2022 ging Vamo an den Start.

Kaufen, mieten, Kosten im Blick behalten

Seit März 2023 vertreibt Vamo Luft-Wasser-Wärmepumpen und verbaut sie in den Häusern von Kunden. Wer will, kann die Technik ganz konventionell kaufen und nach Einbau bezahlen. Eins der besonderen Angebote des Unternehmens ist allerdings, dass Interessenten die Anlage auch per Ratenkauf finanzieren können. Das ist interessant für diejenigen, die nicht in der Lage sind, die Umstellung finanziell auf einen Schlag zu stemmen oder die sich dafür nicht mit Bankschulden belasten möchten. Die Höhe der Rate ist über die Laufzeit von mindestens 15 Jahren garantiert, die Preise bei Vamo starten bei 149 Euro im Monat.

„Um die Klimaziele zu erreichen, müssen wir beim Ersatz fossiler Heizungen zehnmal schneller werden als bisher“, sagt Ossenbrink. „Jedoch sagen viele Leute in Umfragen, dass sie sich eine Wärmepumpe nicht leisten könnten. Dem wollen wir abhelfen.“

Echte Installateure statt „Kistenschieber“

Die Kostenvorteile entstehen durch Skalierung: Hersteller wie Viesmann, Toshiba, Wolf oder Vaillant liefern die Anlagen; von der Anfrage bis zum Einbau sollen weniger als 30 Tage vergehen. Vamo will pro Jahr mehrere hundert Heizungen installieren - mit eigenen Leuten, die man selbst für die Arbeit qualifiziert. Dabei legt Ossenbrink Wert auf die Feststellung, dass das Unternehmen einen fundierten fachlichen Hintergrund hat, mit Meistern im Elektro- und Heizungsbau-Handwerk. Außerdem ist man Mitglied im Bundesverband Wärmepumpe sowie im Zentralverband Sanitär, Heizung, Klima - und zertifizierter „Fachbetrieb Wärmepumpe“. „Wir haben auch die handwerklichen Fähigkeiten, um einen wasserführenden Kamin, eine Wallbox oder Photovoltaik mit in die Anlage einzubinden“, sagt Ossenbrink. „Es gibt andere, die das nicht oder nur teilweise können.“



Ganz allein ist Vamo mit seinem Angebot nicht auf dem Markt. Auch Unternehmen wie Enpal oder Thermondo wollen mit der Installation von Wärmepumpen im großen Stil Geld verdienen. Einiges deutet auf einen Konzentrationsprozess hin, der den kleinen handwerklichen Heizungsbau-Betrieben in Zukunft Probleme bereiten könnte. „Ja, die Tendenz ist richtig, denn Skalierung und Spezialisierung bieten enorme Vorteile“, sagt der Vamo-Mitgründer. Gerade im Bereich Elektrotechnik hätten viele traditionelle Heizungsbauer noch Defizite.

Netzdienliche Integration und dynamische Tarife

Insbesondere das Thema der intelligenten Steuerung ist aktuell in aller Munde. Denn die sukzessive Einführung von Smart Metern und der angekündigte Umstieg auf dynamische Stromtarife erlaubt Kunden Kosteneinsparungen durch eine zeitliche Verschiebung ihres Stromverbrauchs. Und hier spielt die Wärmepumpe als großer Einzelverbraucher, ggf. zusammen mit einer Wallbox, eine wesentliche Rolle. Hintergrund ist, dass die Heizungsanlagen dank ihrer Pufferspeicher die Möglichkeit bieten, die Wärmepumpe einige Stunden früher oder später laufen zu lassen. Und wenn Strom gerade günstig und im Übermaß verfügbar ist, rentiert es sich, die Speicher genau zu diesem Zeitpunkt zu füllen.

Zu Unternehmenskennzahlen äußert sich Vamo-Mitgründer Ossenbrink bislang nicht. Aber er verrät, dass man auf Kurs sei, um im Jahr 2024 gegenüber dem Vorjahr um das Sechs- bis Siebenfache zu wachsen. Im September hat man dazu in einer Finanzierungsrunde drei Millionen Euro eingeworben. Zu den Investoren gehören unter anderem die Risikokapitalgeber Realyze Ventures und caesar, die Commerzbanktochter neosfer, DZ4-Gründer Tobias Schütt und Tado-Gründer Valentin Sawadski.

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