Hierzu erklärt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung:
„Der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft ist ein zentrales Element für das Gelingen der Energiewende. Bereits heute werden jährlich rund 42 TWh grauer Wasserstoff verbraucht, die perspektivisch dekarbonisiert werden müssen. Der aktuelle Bedarf wird sich in den kommenden Jahren jedoch um ein Vielfaches steigern, denn Wasserstoff nimmt eine Schlüsselrolle in der Dekarbonisierung vieler Sektoren ein. Es muss ermöglicht werden, große Mengen an Wasserstoff und seinen Derivaten zu möglichst wettbewerbsfähigen Preisen zu erzeugen, zu speichern und zu beschaffen.
Dafür gilt es unter anderem, die Delegierten Rechtsakte zu kohlenstoffarmem und erneuerbarem Wasserstoff auf EU-Ebene praxistauglich auszugestalten sowie international anschlussfähig anzupassen. Dadurch können Produktionskosten gesenkt und somit der Mengenhochlauf unterstützt werden. Je nach Standort und Produktionsart könnten die prognostizierten Gestehungskosten von Wasserstoff 2030 bis zu 50 Prozent regulatorisch getrieben sein. Allein der Verzicht auf die Verschärfung der Strombezugskriterien, die für die Produktion von RFNBO-konformen, also grünem Wasserstoff ab 2030 einzuhalten wären, würde eine Kostensteigerung je nach individueller Projektausgestaltung von etwa 30 - 40% bzw. bis zu 2 - 3 €/kg Wasserstoff vermeiden.
Um Produktionskapazitäten in Deutschland anzureizen, gilt es, die gesamt- und systemdienliche Erzeugung und Speicherung von Wasserstoff konsequent voranzubringen. Das Monitoring kann dabei eine Grundlage liefern, welche Förderungen in den einzelnen Wertschöpfungsstufen erforderlich sind, welche Instrumente bislang nicht umgesetzt wurden und inwieweit laufende Programme bereits den Aufbau der Liefer-, Logistik- und Wertschöpfungsketten der Wasserstoffwirtschaft in Gang gesetzt haben.
Der aktuelle Stand zeigt, dass der Markthochlauf in Gang gekommen ist, jedoch weiterhin vor großen Herausforderungen steht. Laut dem Fortschrittsmonitor 2025 von BDEW und EY wurde 2024 die Elektrolysekapazität um rund 0,2 GW gesteigert – deutlich mehr als die im Vorjahr geschätzten 0,09 GW. Für 2025 ist ein weiterer Zuwachs von etwa 0,9 GW geplant. Der Anteil der Projekte in konkreten Bau- oder Finanzierungsphasen ist von 4 auf 12 Prozent gestiegen. Tatsächlich in Betrieb sind aber erst rund 1 Prozent der geplanten Anlagen.
Schließlich muss sich der deutsche Wasserstoffhochlauf in einen europäischen Hochlauf einbetten. Vor allem Infrastruktur, Produktionskapazitäten sowie Importkorridore müssen gemeinsam EU-weit gedacht werden. Mit der richtigen Rahmensetzung auf EU-Ebene und einer verstärkten Zusammenarbeit von EU-Mitgliedstaaten kann der Wasserstoffhochlauf zu einer europäischen Erfolgsgeschichte werden. Daher ruft der BDEW gemeinsam mit weiteren nationalen und europäischen Verbänden die Bundesregierung auf, wie im Koalitionsvertrag vereinbart eine Wasserstoff-Allianz auf Ebene der EU-Mitgliedstaaten ins Leben zu rufen und in dieser eine führende Rolle einzunehmen.