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Kraftwerke Wasserstoff-ready? Energieunternehmen treiben technischen Fortschritt voran

Eine der drängendsten Aufgaben im Zuge der Umsetzung der Nationalen Wasserstoffstrategie ist die Anpassung der Gasinfrastruktur für Wasserstoff. Noch bevor der regulatorische Rahmen gesetzt ist, treiben Energieunternehmen technologische Fortschritte voran und testen neben Infrastruktur auch ihre Kraftwerke auf Wasserstoffverträglichkeit.

HanseWerk Natur in Hamburg macht es vor.

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© INNIO

Neben dem Errichten von reinen Wasserstoffleitungen wird über die Umrüstung bestehender Gasinfrastruktur diskutiert und in welchem Maße eine Beimischung von Wasserstoff in das vorhandene Gasnetz möglich ist bzw. gesteigert werden kann. Doch eher selten werden dabei die Potenziale einer Umrüstung von Kraftwerken untersucht. Dieser Untersuchung haben sich nun das Hansewerk Natur in Zusammenarbeit mit dem Gasmotorenhersteller INNIO gestellt.

In einem ersten Pilotprojekt in Jenbach, Österreich prüften INNIO und das HanseWerk Natur die Umrüstung eines Blockheizkraftwerkes (BHKW) mit neuartigem Motor. Nachdem die Testphase einwandfrei durchlaufen war, konnte der Prototyp schließlich in größerer Form auch in Hamburg-Othmarschen eingesetzt werden. Hierzu wurde von INNIO der bestehende BHKW-Motor auf den Wasserstoffbetrieb mit Turbolader, Ansaugbank, Zylinderköpfen, anderen Ventilen und Leitungen angepasst. Der Motor ist jetzt so flexibel, dass er nicht nur mit 100 % Erdgas, sondern auch mit 100 % Wasserstoff oder sogar im Mischgasbetrieb Wärme und Strom produzieren kann.

Das HanseWerk Natur versorgt so jährlich 30 Wohngebäude, eine Sport- und eine Kindertagesstätte sowie das Freizeitzentrum Othmarschen Park mit 13.000 Megawattstunden Wärme. Nach eigenen Angaben hat dieses BHKW damit den weltweit ersten Motor, der im Feldbetrieb auf Wasserstoff umgerüstet wurde – und das in der 1-Megawatt-Klasse! Für die angeschlossenen Netzkunden ändert sich auch während der Projektphase nichts. Die Versorgungssicherheit ist auch mit Wasserstoffeinspeisung jederzeit gewährleistet.

Das Pilotprojekt soll wichtige Erkenntnisse für den zukünftigen Betrieb der BHKW-Motorenflotte von HanseWerk Natur liefern und Anreize für analoge Umrüstungsprojekte schaffen. Bislang ist in Erdgasnetzen nur bis zu 10 % Wasserstoff-Beimischung möglich. Zukünftig könnten BHKW aber auch größere Wasserstoffanteile beziehen oder in neu entstehenden Quartieren komplett mit Wasserstoff laufen, sodass sie auf diese Weise klimafreundlich Strom und Wärme erzeugen.

Hamburg und Schleswig-Holstein, haben sich das Ziel gesetzt Norddeutschland zum Zentrum der Wasserstofftechnologie zu machen. Im Rahmen dessen werden einige Pilotprojekte realisiert und so bereits heute Abnehmer aus den Sektoren Strom, Verkehr und Wärme mit grünem Wasserstoff versorgt.

Das Projekt wird im Rahmen der BDEW-Wasserstoff-Kampagne als Best-Practice-Beispiel der Woche vorgestellt. Mit einer neuen Kampagne nimmt der BDEW das vielseitig einsetzbare „Energietalent“ Wasserstoff in den Fokus. Die Kampagne umfasst verschiedene Kommunikationsmaßnahmen von der Pressearbeit, über Social Media bis hin zu Veranstaltungen. Auf der Kampagnen-Webseite stellt der BDEW u.a. wöchentlich neue Best-Practice-Projekte von Mitgliedsunternehmen vor. Möchten auch Sie sich mit Ihrem Wasserstoffprojekt beteiligen? Melden Sie sich gern bei uns und nutzen auch den gemeinsamen Kampagnenhashtag #Energietalent.

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