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Grüner Heizen in Heide: mit Wasserstoff aus erneuerbaren Energien

Drei Partner setzen ein Signal für die Wärmeversorgung der Zukunft, indem sie Wasserstoff in ein bestehendes Gasnetz einspeisen. „Grüner Heizen“ ist ein Teil des Reallabors WESTKÜSTE100.

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© Masha Basova/ shutterstock

Stadtwerke Heide, Thüga und Open Grid Europe starten ein Modellvorhaben für umwelt-freundlicheres Heizen. Sie planen, in einen Netzabschnitt der Stadtwerke Heide mit 214 Haushaltskunden bis zu 20 Prozent Wasserstoff einzuspeisen. So zeigen sie, dass die Wärmeversorgung sukzessive auf erneuerbare Gase umgestellt werden kann – ohne aufwändige Umbaumaßnahmen oder umfassende Investitionen im Bereich der Gasnetze oder der Gasverbraucher. Das Projekt ist Teil von WESTKÜSTE100, einem Reallabor der Energiewende des Bundeswirtschaftsministeriums. 

Wichtiger Schritt zur Dekarbonisierung der Wärme

Der benötigte Wasserstoff soll mit Windenergie in einem 30-MW-Elektrolyseur bei der Raffinerie Heide produziert werden. Teile dieses Wasserstoffs gelangen in einer 100%-H2-Pipeline an das Betriebsgelände der Stadtwerke Heide. Aktuell konzipieren die Stadtwerke Heide eine neue Gaseinspeiseanlage, die den Wasserstoff dem Erdgas beigemischt und in das separierte Netzgebiet einspeist. In einer ersten Phase planen die Partner mit einem Wasserstoff-Anteil von bis zu zehn Prozent, der sukzessive auf bis zu 20 Prozent steigen soll. Die Klimaziele 2030 stehen – das Projekt „Grüner Heizen“ bringt die Dekarbonisierung der Wärme voran.

Moderne Gasnetze eignen sich für Wasserstoff

Thüga und Stadtwerke Heide wollen nachweisen, dass die Komponenten eines modernen regionalen Bestandsgasnetzes in der Praxis allen Anforderungen für die Einspeisung von Wasserstoff entsprechen. Für den Testlauf in Heide haben die Partner einen Netzabschnitt ausgewählt, der sich wegen seines geringen Alters und der verbauten Komponenten bestmöglich für eine H2-Eispeisung eignet.

Gasverteilnetz West100 | Teilprojekt Heizen © Thyga„Grüner Heizen“: Einspeisung von bis zu 20 Prozent H2 in ein bestehendes Gasnetz @Thüga

Das Projekt schafft Erfahrungswerte zur Versorgungscharakteristik des neuen Energieträgers im Wärmemarkt. Außerdem erarbeiten die Projektpartner in Kooperation mit einem unabhängigen Prüfinstitut ein Messkonzept für das Gasgemisch sowie eine innovative Verbrauchsabrechnung, die sicherstellt, dass für die Endverbraucher weiterhin korrekt abgerechnet wird. 

OGE setzt auf neue Pipelinetechnologie

OGE erforscht in diesem Projekt, wie sich Wasserstoff langfristig in die vorhandene Gasinfrastruktur einbinden lässt. Dafür wird erstmalig eine komplette Wasserstoffinfrastruktur nach dem Vorbild des Erdgasnetzes installiert und in einem mehrjährigen Realbetrieb getestet. Das Wasserstoffnetz entsteht zwischen der Raffinerie, den Stadtwerken und dem bestehenden Erdgasnetz auf Basis einer erstmalig eingesetzten Pipelinetechnologie. 

Hintergrund: WESTKÜSTE100 – Reallabor der Energiewende

Künftig nachhaltiger fliegen, bauen und heizen, das ist das Ziel des Reallabors WESTKÜSTE100. Dabei soll in Schleswig-Holstein eine regionale Wasserstoffwirtschaft im industriellen Maßstab abgebildet und skaliert werden. Zehn Partner haben sich dafür zusammengeschlossen: Hynamics Deutschland, Holcim Deutschland, OGE, Ørsted, Raffinerie Heide, Stadtwerke Heide, thyssenkrupp Uhde und Thüga – gemeinsam mit der Entwicklungsagentur Region Heide und der Fachhochschule Westküste.

Projektskizze © Johannes Hofmann, jh artwork/ www.westkueste100.de 

Projektskizze © Johannes Hofmann, jh artwork/ www.westkueste100.de 

Herzstück des Projektes ist der Forschungs- und Entwicklungsansatz, aus erneuerbaren Energien grünen Wasserstoff zu produzieren und die dabei entstehende Abwärme und den Sauerstoff zu verwenden. Im Rahmen von WESTKÜSTE100 soll der erzeugte grüne Wasserstoff sowohl in der Raffinerie Heide verwertet und als auch in ein bestehendes Gasnetz für die Wärmeversorgung eingespeist werden. In Folgeprojekten soll der grüne Wasserstoff dann auch für die Produktion klimafreundlicher Treibstoffe Synfuels genutzt werden. Für die Treibstoffherstellung wird Wasserstoff aus der Elektrolyse und unvermeidbares CO2 aus der regionalen Zementproduktion in Schleswig-Holstein für den Herstellungsprozess eingesetzt. 

Das Besondere und Innovative an diesem Reallabor ist diese Verzahnung unterschiedlicher Stoffkreisläufe innerhalb einer bereits bestehenden regionalen Infrastruktur. WESTKÜSTE100 wird gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie.


Projektdaten „Auf einen Blick“:

  • Standort: Heide

  • Versorgungsgebiet: Dithmarschen / Schleswig Holstein (Gasverteilnetz der Stadtwerke Heide)

  • Jährlicher Wärmebedarf: 300 GWh/a

  • Leistung: 30 MW Elektrolyse

  • Technologie(n): Elektrolyse, H2-Pipeline, Gasthermen; Kaverne (Raffinerie Heide)

  • Bau- oder Projektzeit: 08/2020 – 07/2025

  • Investition: Gesamtprojekt: 89 Mio Euro

  • Konsortialprojektpartner: Hynamics Deutschland, Holcim Deutschland, OGE, Ørsted Deutschland, Raffinerie Heide, Stadtwerke Heide, Thüga, thyssenkrupp Uhde, Entwicklungsagentur Region Heide und Fachhochschule Westküste


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