None

Energiesparen:

Richtig eingeheizt

Das Start-up Vilisto sagt unnötigem Energieverbrauch mit smarter Technologie den Kampf an.

None

© Robert Albrecht/BDEW

Schulen, Bürogebäude, Museen, Bürgerämter, Turnhallen: Viele dieser im Fachjargon „Nichtwohngebäude“ genannten Immobilien werden durchgehend beheizt, obwohl einzelne Räume mehr als 80 Prozent der Zeit nicht genutzt werden. „Das hat mit Energieeffizenz nichts zu tun“, sagt Hilko Pastoor vom Start-up Vilisto, das 2016 aus einem Forschungsprojekt der Technischen Universität Hamburg-Harburg ausgegründet wurde: „Mit unserer Technologie bieten wir eine Lösung für das Dilemma, dass MitarbeiterInnen vor Ort die Heizenergie zwar nutzen, aber nicht selbst bezahlen müssen – was unkontrolliertem Mehrverbrauch Tür und Tor öffnet.“



Die Kernidee von Vilisto ist das smarte Einsparen von Heizenergie durch digitale Technik – angesichts der stark gestiegenen Energiepreise und des fortschreitenden Klimawandels ein ebenso pragmatischer wie zielführender Ansatz. Dazu installiert das Unternehmen in sämtlichen Räumen intelligente Heizkörperthermostate. Sie sind mit Aktivitätssensoren ausgestattet und erkennen, wann Räume regelmäßig genutzt beziehungsweise nicht genutzt werden – und melden das Nutzerverhalten an ein smartes Steuerungssystem. Auf diese Weise erkennt das System wiederkehrende Muster und heizt die Räume rechtzeitig auf, bevor diese genutzt werden – und regelt die Heizung im Anschluss wieder herunter. Somit verspricht Vilisto erhebliche Einsparungen ohne Komfortverzicht. 

Natürlich können Gebäudeverwalter zusätzlich jederzeit über eine Online-Plattform auf die Thermostate zugreifen, um zusätzliche Einstellungen vorzunehmen oder eigene Zeit- und Nutzungspläne zu hinterlegen. Praktischer und finanziell durchaus gewichtiger Nebeneffekt für die Eigentümer der Gebäude: Der Einsatz der Vilisto-Technologie ist umlagefähig. 



In einem ersten Pilotprojekt, das im Winter 2016 mit dem Partner RheinEnergie AG in Köln durchgeführt wurde, konnten auf Anhieb nahezu 30 Prozent Heizenergie eingespart werden – bei vergleichsweise geringen Investitionen und überschaubarem Aufwand. Mit dieser Referenz im Köcher konnte sich Vilisto nicht nur weitere Finanzierungsrunden sichern, sondern auch zügig wachsen. Sechs Jahre nach der Gründung blickt das Unternehmen auf 170 erfolgreiche Kundenprojekte zurück und ist von drei auf 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angewachsen.

Was ist das Erfolgsrezept? Hilko Pastoor: „Aus meiner Sicht gibt es zwei Erfolgsfaktoren: Zum einen können wir die Einsparungen von Energieverbrauch, Emissionen und Kosten ganz konkret messen und belegen. Zum anderen ist der Einsatz unserer Technologie durch die überschaubaren Kosten und Aufwände risikolos für unsere Kunden. Wir greifen mithilfe der Digialisierung gewissermaßen die „Low hanging Fruits“ ab und können unsere Lösung schnell installieren“. Damit könnten, so Pastoor weiter, Kunden quasi sofort einen ersten Schritt zur Energieersparnis gehen, um dann perspektivisch die weiteren erforderlichen Schritte einzuleiten: bauliche Maßnahmen wie Dämmungen an der Außenhülle und als letzte Ausbaustufe den Schwenk auf erneuerbare Energien. 



In der Liste der Vilisto-Referenzprojekte finden sich Museen, Schulen, Kindertagesstätten, Rathäuser, Coworking-Spaces und Firmenbüros. „Grundsätzlich eignet sich die Vilisto-Technologie für alle Nichtwohngebäude mit einer Größe ab etwa 200 Quadratmetern“, so Hilko Pastoor.



Die Investitionen für Kunden rechnen sich nach den bisherigen Erfahrungen spätestens nach fünf Jahren – angesichts der Energiekrise und dem geplanten Ausstieg aus russischer Energie prognostiziert Pastoor jedoch deutlich schnellere Amortisationen: „Wir haben schon jetzt Kunden, die bereits im ersten Jahr ihr Investment durch die Ersparnisse herausholen konnten.“ 

Mehr zu Innovationen

Alte Strecke, neue Technik – Seit 120 Jahren verbindet die „Heidekrautbahn“ den Berliner Nordosten mit dem Umland; ab 2024 mit Wasserstoffantrieb. Zum Beitrag

Mehr Energie wagen – Wenn es um Energiegewinnung geht, darf gerne auch einmal das große Rad gedreht werden. Ideen von damals bis übermorgen. Mehr erfahren

Den Datenturbo zünden – Drei innovative Beispiel, wie sich die Breitband-Infrastruktur für die Energiewende nutzen lässt. Zum Artikel


Zurück zur Magazin-Übersicht Risiko

Suche