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10 Jahre Benchmarking der Fernwasserversorger

Die deutschen Fernwasserversorger vergleichen und optimieren sich seit zehn Jahren in einem Benchmarking-Projekt. Erstmals liegt hierfür ein öffentlicher Bericht vor. Dieser zeigt: Benchmarking lohnt sich. Zukünftig sparen einige Unternehmen mindestens jährlich mehr als vier Millionen Euro ein.

Jüngst hatte die Umweltministerkonferenz auch von großen Unternehmen mehr Teilnahme an Benchmarking-Projekten gefordert. Diese hätten Vorbildfunktion.

In dem letzten Projekt der Fernwasserversorger lag die Teilnahmequote bei ca. 50 Prozent der Abgabemenge der Fernwasserversorger (bezogen auf das Wirtschaftsjahr 2016). So die Publikation „10 Jahre Benchmarking Fernwasserversorgung in Deutschland (Anlage). Vom Kennzahlenvergleich zur betrieblichen Verbesserung“.

Der Anteil der im Projekt erfassten Trinkwasserabgabe an der insgesamt an Letztverbraucher abgegebenen Trinkwassermenge betrug beispielsweise 53 Prozent für Thüringen und über 50 Prozent für Sachsen-Anhalt (bezogen auf das Wirtschaftsjahr 2013). Für Thüringen und Baden-Württemberg sogar mehr als die im jeweiligen Landesprojekt vertretene Menge.

Fernwasserversorger als relevante Größe der Wasserversorgung

Die vom Projekt erfassten Vorversorger stellten mehr als ein Fünftel der an Endverbraucher abgegebenen Trinkwassermenge bereit (Deutschland, für das Jahr 2016). Von den 30 Unternehmen haben die meisten Unternehmen über die zehn Jahre mindestens einmal an dem Projekt teilgenommen, einige mehrmals oder sogar kontinuierlich.

Viele der Unternehmen sind BDEW-Mitglieder, die sich in BDEW-Gremien seit Jahren ehrenamtlich engagieren. So fließen auch die Erfahrungen aus und mit diesem Benchmarking-Projekt kontinuierlich in die BDEW-Vorschläge und -Bewertungen ein.

Positionsbestimmung an erster Stelle

Positionsbestimmung ist für die Unternehmen beim Benchmarking Fernwasserversorgung der wesentliche Bestandteil (80 Prozent Nennung bei einer Teilnehmerumfrage, Mehrfachnennungen möglich). Mehr als die Hälfte der Unternehmen nutzten die Teilnahme zusätzlich zur Betriebsoptimierung und Leistungsverbesserung sowie zum Erfahrungsaustausch.

Bewertung

Mit der Publikation machen die Fernwasserversorger ihr Benchmarking-Projekt sowie die damit erzielten Erfolge erstmals öffentlich. Dies ist sehr zu begrüßen und nachahmenswert. Dass sich die Vergleiche lohnen, kann man im Bericht nachlesen: an Zahlen und an konkreten Verbesserungsbeispielen in der Praxis.

Schneller Überblick: Branchenkennzahlen des Projekts

Die vom BDEW mitentwickelten Branchenkennzahlen ermöglichen einen schnellen Überblick über die fünf Leistungsbereiche des Projekts.

Das Projekt gibt auch Impulse für die anstehende Evaluierung der Branchenkennzahlen. So wird z. B. vorgeschlagen, die Branchenkennzahl „Auslastung am Spitzentag“ anzupassen, um Fehlinterpretationen zu vermeiden (S. 13).

Im Einzelnen: Ergebnisse der Branchenkennzahlen

Wirtschaftlichkeit: Der Gesamtaufwand der teilnehmenden Fernwasserversorger liegt zwischen 42 Ct/m³ und 112 Ct/m³, wobei die Kennzahl um Abgaben, außerordentliche Aufwendungen und sonstige betriebliche Erträge bereinigt ist. Ein kaufmännisches Berichtssystem haben alle (100 Prozent).

Kundenservice: Eine Kundenumfrage haben bislang 9 Prozent der teilnehmenden Unternehmen durchgeführt. In der Regel stehen die Fernwasserversorger in engem Kontakt mit ihren Kunden.

Nachhaltigkeit: 63 Prozent der teilnehmenden Unternehmen haben sehr guten Wasserdargebotsindex. Ebenfalls 63 Prozent verfügen über eine gute bis sehr gute Rohwasserqualität.

Die Fort- und Weiterbildung der Mitarbeiter/innen liegt im Median bei 17 Stunden je Vollzeitäquivalent – laut Bericht „auf branchenüblichen Niveau“.

Versorgungssicherheit: Die Unternehmen versorgen extrem sicher: Bei keinem Fernwasserversorger tragen in 2016 Störungen oder Unterbrechungen auf.

Versorgungsqualität: Die realen Wasserverluste sind so gering, dass diese in der jährlichen Wasserbilanz nicht extra bilanziert werden können.

Detaillierte Ergebnisse der Branchenkennzahlen bietet der Bericht auf den Seiten 12 bis 16.

Handlungsoptionen und Dashboards

Interessant ist die systematische Erfassung von Handlungsoptionen, die in einem standardisierten Formblatt festgehalten werden. Ein anonymisiertes Beispiel ist dem Bericht zu entnehmen (S. 7).

Sog. Dashboards kombinieren zudem die eigenen Werte der wichtigsten Steuerungskennzahlen mit den jeweils individuell festgelegten Zielmarken mit den Vergleichswerten der anderen Unternehmen. Das Dashboard ist eine sinnvolle Ergänzung zu bestehenden, internen Controlling-Instrumenten, so die Publikation (Abbildung auf S. 9). Es gliedert sich in Anlagen, Operativ, Finanzen und einen individuellen Bereich. Unternehmensziele können so festgelegt bzw. nachverfolgt werden.

Entwicklung des Projekts

Die ersten Jahre standen die Kennzahlen sowie die Datenqualität im Fokus, was sich auch in den vertraulichen Unternehmensberichten widerspiegelte, die stark auf Auswertungen ausgerichtet waren. Im Projektverlauf ging man dazu über, inhaltliche Schwerpunkte zu setzen und Impulse von externen Referenten in die Projektsitzungen zu integrieren. Auch bei der Vergleichbarkeit wurde differenziert: Nun wird unterschieden in gute, eingeschränkte oder keine Vergleichbarkeit der jeweiligen Aufgabengebiete (Abbildung auf S. 8).

Exklusiver Service für BDEW-Mitglieder

BDEW hatte ein Webinar über Benchmarking veranstaltet. Die Aufzeichnung des Webinars steht BDEW-Mitgliedern zur Verfügung.

Wir berichten regelmäßig in News-Artikel zu aktuellen Entwicklungen sowie über neue und abgeschlossene Benchmarking-Projekte und stellen die öffentlichen Berichte gesammelt zur Verfügung.

Sollten Sie an einem Benchmarking-Projekt teilnehmen wollen, können wir Sie beraten.

Weiterhin ist BDEW Herausgeber und Mitentwickler des Branchenbildes des deutschen Wasserwirtschaft. Das nächste Branchenbild wird 2020 erscheinen.

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