In den kommenden Jahren werden auf die deutschen Wasserversorger erhebliche Investitionen in Erneuerung, Erhaltung und Erweiterung der bestehenden Infrastruktur zukommen. Ein Teil dieser Investitionen wird durch klimawandelinduzierte Anforderungen bedingt, die aufgrund unterschiedlicher Klimafaktoren wie zum Beispiel Trockenperioden oder Extremwetterereignisse ausgelöst werden.
Aktuell gibt es in der Wasserwirtschaft keine belastbaren Aussagen dazu, wie hoch der klimawandelinduzierte Investitionsbedarf in den kommenden Jahren zu quantifizieren ist. Vor diesem Hintergrund wurde durch die wasserwirtschaftlichen Spitzenverbände DVGW und BDEW eine Pilot-Studie beauftragt (Download siehe unten), durch die das Thema der klimainduzierten Kosten in der deutschen Wasserversorgung in erster Näherung analysiert und bewertet werden soll.
Klimainduzierte Investitionen im Fokus
Im Rahmen der Pilot-Untersuchung wurde auf Basis von exemplarischen Analysen mit vier strukturell unterschiedlichen Wasserversorgern, die das Spektrum der Wasserversorgungslandschaft in Deutschland näherungsweise abbilden (großer städtischer Versorger, Fernwasserversorger, Stadtwerk im großstädtischen Raum, Stadtwerk im ländlichen Raum), eine erste Bandbreite des geschätzten Anteils der klimainduzierten Investitionen an den Gesamtinvestitionen der Unternehmen quantifiziert. Von allen befragten Unternehmen wurde bestätigt, dass die klimainduzierten Investitionen in den kommenden Jahren zunehmend in den Fokus rücken. Die Bandbreite der Klimakosten-Anteile rangiert bei den befragten Unternehmen zwischen sieben und 30 Prozent.
Schwankende Lastanforderungen steigern Investitionsbedarf
Als ein wesentlicher Treiber für klimawandelinduzierte Investitionen wurden die zunehmend schwankenden Lastanforderungen an die Wasserversorgung, bedingt durch steigende Spitzenlasten in Trockenperioden, identifiziert. Ein weiterer wesentlicher Treiber ist der zunehmende Aufwand in die bautechnische Umsetzung, wie tiefere Einbautiefen für Leitungen und stärkere Isolierung von Wasserbehältern, um den steigenden Temperaturen zu begegnen und die Wassertemperatur konstant niedrig zu halten.
Weitere klimabedingte Investitionstreiber sind
- höherer Planungsaufwand,
- aufwändige Genehmigungsverfahren auf Grund gestiegener Klimaschutz-Anforderungen (erweiterte Umwelt-Verträglichkeitsprüfung, EU-Taxonomie, etc.),
- Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz und zur Emissionsminderung (z.B. Photovoltaik-Anlagen, Abwärmenutzung),
- erweiterte Hochwasserschutz- und Trinkwasserschutzmaßnahmen sowie
- Investitionen zur Förderung klimafreundlicher Innovationen (zum Beispiel Smart-Meter & Smarte Tarife).
Als weitere Kernerkenntnis der ersten Phase konnte eine starke Varianz der Ergebnisse in Abhängigkeit der unterschiedlichen regionalen und strukturellen Gegebenheiten in der Untersuchungsgruppe festgestellt werden. Diese Erkenntnis wird für die Festlegung einer repräsentativen Auswahl an Unternehmen in einer weiteren, vertiefenden Untersuchung hilfreich sein, um damit zu einer belastbaren Quantifizierung der Klimakosten in der deutschen Wasserversorgung zu gelangen.