Die Elektromobilität ist eine Zukunftstechnologie, die in den nächsten Jahren zunehmend an Bedeutung gewinnen und im Zuge der Energie- und Verkehrswende eine wichtige Rolle spielen wird. Für den Erfolg der Elektromobilität ist es wichtig, dass die infrastrukturellen Voraussetzungen synchron entwickelt werden. So ist neben einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur auch ein leistungsstarkes Stromnetz erforderlich.
Das Laden von Elektrofahrzeugen findet maßgeblich im Verteilnetz statt. Das bedeutet, Ladestationen für Elektromobilität werden primär an die Nieder-und Mittelspannungsebene des Stromverteilnetzes angeschlossen. Hier sollte Strom jederzeit zum Laden der Elektroautos zur Verfügung stehen. Das führt zu einer veränderten Belastung des Stromnetzes mit punktuellen Lastspitzen. Die Herausforderung besteht darin, das Verteilnetz optimal darauf vorzubereiten. Hier werden intelligente Ladesäulen im privaten Bereich eine wichtige Rolle spielen. In Regionen mit überdurchschnittlich vielen E-Autos und Ladestationen wird es notwendig sein, das Verteilnetz auszubauen oder zu verstärken.
Aber, selbst wenn irgendwann eine Million Elektroautos an den Ladesäulen laden, wird das Stromnetz nicht zusammenbrechen.
Metastudie gibt Handlungsempfehlungen für erfolgreiche Netzintegration
Zu diesem Ergebnis kommt auch die "Metastudie zur Netzintegration der Elektromobilität von VDE/FNN und BDEW". Nicht die Anzahl der E-Autos könnte kritisch für das Stromnetz werden, sondern die Menge gleichzeitiger Ladevorgänge in Kombination mit der aktuellen Netzsituation. Netzbetreibern muss es daher ermöglicht werden, Ladevorgänge zu steuern und so Lasten dynamisch an die Netzkapazität anzupassen und bestehende Netze höher auszulasten. Weitere wissenschaftlich fundierte Handlungsempfehlungen können Sie hier nachlesen. Zur Studie.
Netzintegration privater Ladeinfrastruktur
Um Netze zukunftsorientiert planen und betreiben zu können, benötigen die Netzbetreiber möglichst vollständige Informationen über die zu erwartenden Lasten in ihren Netzen. Zu Elektrofahrzeugen, die privat - also zu Hause oder beim Arbeitgeber - laden, ist die Informationslage noch sehr dürftig, da den Netzbetreibern die Installation privater Ladeinfrastruktur in der Regel bisher nicht mitgeteilt wird. Dies stellt eine neue Herausforderung dar, denn laut Nationaler Plattform Elektromobilität findet das Laden von Elektrofahrzeugen zu ca. 85 Prozent zu Hause oder beim Arbeitgeber statt. Bislang gibt es keine belastbaren Quellen über das Ausmaß der fehlenden Meldungen. Der BDEW hat daher eine Erhebung zum Status quo der Meldung privater Ladeinfrastruktur durchgeführt. Die Erhebung können Sie hier abrufen.
Intelligenz statt Kupfer!
Es gibt Möglichkeiten, den Netzausbau besser auf den Bedarf der Anschlussnehmer auszurichten und so ihre Kosten zu reduzieren. Vor allem wenn die Potenziale der Digitalisierung konsequent genutzt werden und smarte Technik wie Steuerungssoftware in den Netzen zum Einsatz kommt: Intelligenz statt Kupfer! Auch intelligente Tarifmodelle können dazu beitragen, die E-Autos effizient in die Netzinfrastruktur zu integrieren. Zum Beispiel könnten dem Kunden besonders attraktive Tarife angeboten werden, wenn er sein Fahrzeug in bestimmten Zeitfenstern lädt. Schon jetzt arbeiten die Verteilnetzbetreiber gemeinsam mit Herstellern und Anwendern an zukunftsgerichteten Lösungen, um die Netze schnell und effizient zu erweitern bzw. besser nutzen zu können und so die Elektromobilität optimal zu integrieren.
Der BDEW hat Grundvoraussetzungen für Netzanschluss und Netzintegration der Elektromobilität in einem Positionspapier definiert, das Sie hier abrufen können.
Christian Heine, Geschäftsführer der Stromnetz Hamburg GmbH, erläutert im Interview auf dem BDEW Kongress 2018 warum intelligente Netze notwendig und welche Voraussetzungen dafür erforderlich sind.
Integration ins Energiesystem
Die Energiewirtschaft betrachtet die Elektromobilität nicht einfach nur als alternative Antriebsform. In Kombination mit Strom aus Erneuerbaren Energien wird sie Teil eines integrierten Energiesystems mit Strom, Wärme und Verkehr werden. Elektrofahrzeuge könnten in Zukunft einen wichtigen Beitrag leisten, um das Stromnetz zu stabilisieren, wenn die Einspeisung aus PV- und Windkraftanlagen schwankt. Ist zuviel Strom im Netz, könnte ein Teil davon in Batterien gerade nicht genutzter Fahrzeuge zwischengespeichert werden. Wird im Netz Strom benötigt, könnte dieser aus den Batterien entnommen werden.
Eines ist klar: Je größer der Anteil der Erneuerbaren an der Stromversorgung, umso wichtiger werden derart flexible Zwischenspeicher.
Welche Rolle die Energiewirtschaft beim Ausbau der Elektromobilität spielt und wie die Verteilnetzbetreiber die Mobilitätswende vorbereiten, darüber spricht Christoph Müller, Geschäftsführer der Netze BW GmbH, im Interview auf dem BDEW Kongress 2018.