- Wie haben sich die Preise für Gas in den vergangenen Monaten und Jahren entwickelt?
- Warum beschaffen Energieversorger Gas langfristig?
- Wie setzt sich der Gaspreis zusammen?
- Wie haben sich die einzelnen Preisbestandteile entwickelt?
- Wie erklären sich die regionalen Unterschiede im Gaspreis?
- Wie ausgeprägt ist der Wettbewerb zwischen den Gasanbietern auf dem deutschen Markt? Wie häufig wechseln Kunden den Versorger?
- Wie viele Gasversorger gibt es in Deutschland?
- Oft wird die Frage gestellt, ob Gasversorger gesunkene Beschaffungskosten an die Verbraucherinnen und Verbraucher weitergeben. Warum ist es bei dieser Frage wichtig, zwischen Spotmarkt und Terminmarkt zu unterscheiden?
- Wie wirkt sich die Abschaffung der Gasspeicherumlage auf die Gaspreise aus?
- Welche Auswirkungen haben die steigenden CO2-Preise auf die Gaspreise?
- Wie geht es mit dem CO2-Preis ab 2027 weiter?
1. Wie haben sich die Preise für Gas in den vergangenen Monaten und Jahren entwickelt?
Die Großhandelspreise für Gas sind zwar seit der Hochphase der Energiekrise 2022 wieder deutlich gesunken und haben sich auf einem stabilen Niveau eingependelt, liegen aber immer noch höher als in den Jahren vor der Krise und auch etwas höher als im Jahr 2024. Gründe dafür sind andere Liefer- und Herkunftsquellen für Gas, vielfältigere Einflussfaktoren auf die Energiepreise im Vergleich zu früher und höhere geopolitische Unsicherheiten. Dies spiegelt sich auch in den Endkundenpreisen wider. So wie die Großhandelspreise sind auch die Endkundenpreise seit Anfang 2023 wieder deutlich gesunken. Der Anteil für Beschaffung und Vertrieb liegt im Durchschnitt im aktuellen Jahr niedriger als im Vorjahr.
Aktuelle Zahlen und Grafiken zur Entwicklung der Gaspreise finden Sie in der BDEW-Gaspreisanalyse.
2. Warum beschaffen Energieversorger Gas langfristig?
Sehr viele Versorger beschaffen das benötigte Gas langfristig in Teilmengen und Schritt für Schritt zu verschiedenen Zeitpunkten. Mit dieser Strategie minimieren sie das Risiko stark schwankender Börsengaspreise. Starke Veränderungen bei den Börsenpreisen wirken sich daher nicht unmittelbar und nicht 1:1 auf den Gaspreis für Endkunden aus. So sinkt der Gaspreisbestandteil 'Beschaffung' nicht im gleichen Umfang, wenn die Börsenpreise fallen. Umgekehrt steigt dieser Gaspreisbestandteil nicht in gleichem Umfang, wenn die Preise an der Börse deutlich steigen. Kurzfristige Schwankungen an den Energiemärkten haben daher erst einmal keinen direkten Einfluss auf die Endkundenpreise.
Die Strategie der Versorger glättet somit die Entwicklungen an den Energiebörsen und schützt die Kunden vor starken Preissprüngen. Beispielsweise hatte sich der Gaspreis im Großhandel im Jahr 2022 gegenüber Anfang 2021 mehr als verzehnfacht, die Entwicklung des Gaspreisbestandteils 'Beschaffung' war in diesem Zeitraum jedoch nur halb so stark ausgeprägt.
Zudem gewährleisten die Unternehmen mit dieser langfristigen Beschaffungsstrategie die sichere Gas-Versorgung der Verbraucherinnen und Verbraucher. Eine allein auf kurzfristige Preisschwankungen setzende Beschaffungs-Strategie ist dagegen mit höheren Versorgungsrisiken verbunden.

3. Wie setzt sich der Gaspreis zusammen?
Grundsätzlich setzt sich der Gaspreis aus drei Bestandteilen zusammen:
Beschaffung und Vertrieb: Dies sind die vom Gaslieferanten grundsätzlich zu beeinflussenden Preisbestandteile. Ihr durchschnittlicher Anteil am Gaspreis für Haushaltskunden liegt 2025 (Stand: 10/2025) bei Einfamilienhäusern (EFH) bei 50 Prozent und bei Mehrfamilienhäusern (MFH) bei 51 Prozent.
Regulierte Netzentgelte, inklusive Messung und Messstellenbetrieb: Die Kosten für die Netzinfrastruktur werden über die Netzentgelte auf die Netznutzer und damit die Letztverbraucher im jeweiligen Versorgungsgebiet verteilt. Die Regulierungsbehörden von Bund (Bundesnetzagentur) und Ländern stellen sicher, dass die Netzentgelte angemessen und diskriminierungsfrei sind. Ihr Anteil am durchschnittlichen Gaspreis für Haushaltskunden liegt 2025 (Stand: 10/2025) bei Einfamilienhäusern (EFH) bei circa 19 Prozent und bei Mehrfamilienhäusern (MFH) bei rund 17 Prozent. Neben den Netzentgelten werden auch Entgelte für Messung, Messstellenbetrieb und Abrechnung erhoben. Die Entgelte für Messstellenbetrieb und Messung werden zu einem Entgelt (für Messstellenbetrieb) zusammengefasst.
Steuern und Abgaben, inklusive CO2-Preis: Der Anteil von Steuern und Abgaben am Erdgaspreis für Haushalte beträgt durchschnittlich rund 31 Prozent für den Jahresverbrauch von 20.000 kWh (EFH) und 32 Prozent bei einem Jahresverbrauch von 80.000 kWh (MFH). Die Höhe der Kosten für den Erwerb von CO2-Emissionszertifikaten (CO2-Preis) beträgt ab dem 1. Januar 2025 55 €/t CO2 und wird im Jahr 2026 in einem Korridor zwischen 55 und 65€/t CO2 liegen. Der CO2 Preis wird ab dem Jahr 2026 innerhalb dieses Korridors im Markt bestimmt und nicht mehr auf den Rechnungen ausgewiesen, sondern ist Bestandteil der Beschaffungskosten.

4. Wie haben sich die einzelnen Preisbestandteile entwickelt?
Der durchschnittliche Erdgaspreis für Haushalte in Einfamilienhäusern (EFH) mit einem Jahresverbrauch von 20.000 kWh, liegt aktuell mit durchschnittlich 12,1 ct/kWh niedriger als in den Jahren 2022 und 2023, jedoch etwas höher als im letzten Jahr.
Auch bei Haushalten in Mehrfamilienhäusern ist dieser Trend sichtbar: Der durchschnittliche Erdgaspreis für Haushalte in Mehrfamilienhäusern (MFH) mit einem Jahresverbrauch von 80.000 kWh beträgt aktuell 2025 durchschnittlich 11,56 ct/kWh und bewegt sich damit ebenfalls etwas oberhalb des Vorjahresniveaus.
Die Kosten für Beschaffung und Vertrieb liegen für 2025 mit 5,98 ct/kWh bzw. 5,9 ct/kWh (EFH bzw. MFH) leicht unterhalb der Werte des Jahres 2024.
Die Netzentgelte für Haushaltskunden sind im Vergleich zu 2024 mit 2,33 ct/kWh (EFH) bzw. 1,98 ct/kWh (MFH) angestiegen.
Steuern, Abgaben und Umlagen betragen im Durchschnitt in 2025 3,77 ct/kWh (EFH) bzw. 3,69 ct/kWh (MFH) (2024: 3,13 ct/kWh bzw. 3,06 ct/kWh). Ursächlich für die Erhöhung ist der Anstieg des CO2-Preises und der Gasspeicherumlage. Außerdem galt im letzten Jahr zu Beginn des Jahres noch ein reduzierter Mehrwertsteuersatz.
Der Anteil von Steuern, Abgaben und Umlagen am Erdgaspreis für Haushalte beträgt derzeit 31 Prozent bei einem Jahresverbrauch von 20.000 kWh (EFH) sowie ca. 32 Prozent bei einem Jahresverbrauch von 80.000 kWh (MFH).
Aufgrund der derzeit sehr dynamischen Marktsituation können einzelne Erdgastarife vom hier ermittelten durchschnittlichen Erdgaspreis deutlich abweichen.

5. Wie erklären sich die regionalen Unterschiede im Gaspreis?
Die regionalen Unterschiede beim Gaspreis sind insbesondere auf die regional unterschiedlichen Netzentgelte zurückzuführen. Diese werden durch die Bundesnetzagentur (BNetzA) anhand regionalspezifischer Faktoren wie der topografischen Beschaffenheit, der Besiedlungsdichte sowie dem Bedarf an Investitionen in die Instandhaltung der Infrastrukturen festgelegt. Die Höhe der Netzentgelte wird durch die BNetzA staatlich kontrolliert, um sicherzustellen, dass sie angemessen und diskriminierungsfrei sind. Dieser Bestandteil des Gaspreises ist somit nicht durch die Gasversorger bei der Preisgestaltung beeinflussbar.
Folglich kann es regional zu unterschiedlichen Entwicklungen bei den Netzentgelten kommen. Sie basieren auf den von den Regulierungsbehörden geprüften Kosten für den Betrieb, Erhalt und Ausbau der Netzinfrastruktur in den jeweiligen Versorgungsgebieten. Durch die seit 2009 praktizierte Anreizregulierung sind die Netzbetreiber verpflichtet, ihre Effizienz zu erhöhen und Produktivitätsgewinne weiterzugeben. Obwohl Kostensteigerungen grundsätzlich nur alle fünf Jahre erfasst werden, kommt es doch jährlich zu Veränderungen bei den Netzentgelten. Dies kann sowohl an Veränderungen bei Kostenkategorien, die durch die einzelnen Netzbetreiber nicht zu beeinflussen sind („dauerhaft nicht beeinflussbare Kostenanteile“ gemäß § 11 Abs. 2 ARegV), liegen. Dazu gehören insbesondere vorgelagerte Netzkosten. Hinzu können Veränderungen im Gasabsatz im jeweiligen Gasnetz zu Anpassungen der Netzentgelte führen. Je höher der Letztverbrauch, desto geringer ist das spezifische Gasnetzentgelt. Zudem können neue Regelungen in der Netzentgeltkalkulation (KANU 2.0) zu einer Kostenverschiebung und damit zu höheren Netzentgelten führen.
6. Wie ausgeprägt ist der Wettbewerb zwischen den Gasanbietern auf dem deutschen Markt? Wie häufig wechseln Kunden den Versorger?
Generell ist der deutsche Energiemarkt durch eine große Akteursvielfalt und hohe Wettbewerbsintensität geprägt. Im Vertriebssegment hält Deutschland im europäischen Vergleich eine Spitzenposition inne:
Laut Monitoringbericht 2024 von Bundesnetzagentur und Bundeskartellamt können Haushaltskunden im bundesweiten Durchschnitt in ihrem Netzgebiet zwischen 109 Gaslieferanten wählen.
Preisdifferenzen zwischen den verschiedenen Versorgern zeigen den funktionierenden Wettbewerb. Die jeweiligen Preise und Konditionen der Anbieter sind transparent und leicht zugänglich. Dementsprechend haben die Verbraucher die Möglichkeit, den Anbieter mit dem für sie besten Preis-Leistungs-Verhältnis auszuwählen.
7. Wie viele Gasversorger gibt es in Deutschland?
Insgesamt gibt es in Deutschland über 1.000 Gaslieferanten. In nahezu allen Gasnetzgebieten beliefern mehr als 20 verschiedene Lieferanten Haushaltskunden. In rund 95 Prozent aller Netzgebiete sind es mehr als 50 verschiedene Lieferanten.
8. Oft wird die Frage gestellt, ob Gasversorger gesunkene Beschaffungskosten an die Verbraucherinnen und Verbraucher weitergeben. Warum ist es bei dieser Frage wichtig, zwischen Spotmarkt und Terminmarkt zu unterscheiden
Am Spotmarkt wird kurzfristig lieferbares Gas gehandelt. Kurzfristig bedeutet in diesem Zusammenhang einen Tag im Voraus. Auf dem Terminmarkt hingegen können Lieferverträge bis zu sechs Jahre im Voraus geschlossen.
Die Versorger decken sich am Terminmarkt mit einem Großteil des von ihnen prognostizierten Bedarfs ein. Am Spotmarkt werden dann die restlichen Mengen eingekauft, um den aktuellen Bedarf zu decken. Die am Spotmarkt eingekauften Mengen dienen insbesondere dem kurzfristigen Ausgleich von prognostiziertem und tatsächlichem Verbrauch der nächsten 24 - 48 Stunden.
Auswertungen, die bei den Beschaffungskosten allein die Preisentwicklungen auf dem Spotmarkt in den Blick nehmen, greifen daher zu kurz. Wesentlich für die Kosten, die den Gasversorger beim Gaseinkauf entstehen, ist die Preisentwicklung am Terminmarkt.
9. Wie wirkt sich die Abschaffung der Gasspeicherumlage auf die Gaspreise aus?
Die Gasspeicherumlage wurde eingeführt, um die Kosten für das Befüllen der Speicher zur Sicherung der Versorgung abzudecken. Diese Kosten wurden bislang auf die Gasverbraucherinnen und -verbraucher umgelegt und belaufen sich derzeit auf 0,289 Cent pro Kilowattstunde. Ab dem 1. Januar 2026 wird die Umlage abgeschafft und die Kosten der Maßnahmen trägt der Bund.
Damit entfällt eine Belastung von insgesamt rund 3 Milliarden Euro. Die Gasspeicherumlage betrug bisher 0,289 Cent pro Kilowattstunde. Auf die Gaspreise des jeweiligen Kunden wirkt sich der Wegfall gegebenenfalls nur geringfügig aus, da die Entlastung im Vergleich zum Gesamtpreis relativ gering ist und zum anderen die Kosten der Gasspeicherumlage von einigen Energieversorgern nicht vollständig an die Kunden weitergegeben wurden. Zudem hängt die Weitergabe der Entlastung von den individuellen Vertragskonstellationen ab. Je nach der Entwicklung anderer Preisbestandteile kann es also sein, dass der Gaspreis trotz des Wegfalls der Gasspeicherumlage in Summe steigt oder gleichbleibt.
10. Welche Auswirkungen haben die steigenden CO2-Preise auf die Gaspreise?
Der nationale CO₂-Preis auf fossile Brennstoffe wie Erdgas führt dazu, dass die Kosten für Gas schrittweise steigen. Seit der Einführung 2021 mit 25 Euro pro Tonne CO₂ wird der Preis jährlich erhöht und erreicht 2025 bereits 55 Euro pro Tonne. Ab 2026 bewegt er sich in einem Korridor zwischen 55 und 65 Euro und wird innerhalb dieses Korridors im Markt bestimmt. Diese Entwicklung verteuert die Nutzung von Erdgas kontinuierlich und schlägt sich entsprechend in den Gaspreisen nieder.
11. Wie geht es mit dem CO2-Preis ab 2027 weiter?
Ab 2027 wird der nationale Preis in den europäischen Emissionshandel überführt. Eine Prognose der Preise im EU-ETS II ist seriös kaum möglich. Hilfsweise kann hier auf die Preise der EUA-Futures an den Handelsplattformen ICE und EEX verwiesen werden. Die Future-Preise können eine grobe Orientierung geben – allerdings können die tatsächlichen Preise stark abweichen und hängen auch an den individuellen Beschaffungsstrategien ab und ob Zertifikate selbst oder über Intermediäre beschafft werden können